Credits: Celina Mayer | @curvy_cm

Celina: Ich bin perfectly imperfect und das ist gut so!

Celina ist seit Samstag Fräulein Kurvig. Die Neunzehnjährige ist fashionbegeistert und liebt es sich zu stylen.  Als curvy_cm postet sie auf Instagram. Doch was auf den ersten Blick nach einer unbeschwerten Influencerin klingt, bringt auf den zweiten Blick den mühsamen Weg eines Teenagers, hin zur selbstbewussten jungen Frau zum Vorschein.

Die Regensburgerin hat selbst dramatische Mobbing-Erfahrungen gemacht. Aus Verzweiflung und den Versuchen abzunehmen, manifestierte sich eine krankhafte Essstörung. Nach anstrengenden Jahren fand sie den Weg aus der Krankheit und möchte nun Mädchen und Frauen Mut machen, sich selbst bedingungslos anzunehmen und auf ihren Körper zu achten.

Für PlusPerfekt erzählt Celina Mayer ihre Geschichte und gibt Tipps für mehr Selbstliebe:

I’m perfectly imperfect

Schon in der Grundschule war ich immer etwas moppeliger als die anderen Kinder. Als ich in die 5. Klasse kam, machte ich viele Phasen des Mobbings durch. Beleidigungen wie „die Dicke da“ oder „der deutsche Panzer“ waren nicht selten zu hören. Mein Gewicht und mein Körper machten mich zur Zielscheibe.

Einen gesunden Bezug zum Essen – mit elf Jahren hatte ich den wohl längst nicht mehr. Der Verkauf in der Pause spukte mir schon in der ersten Schulstunde durch den Kopf. Essen war für mich oft ein Emotionsfüller und Trostspender. Wenn ich mal wieder an meinem Körper zweifelte oder einen blöden Spruch zu hören bekam, suchte ich mir etwas zu essen und fühlte mich dann erst mal besser. Bis mich kurz darauf mein schlechtes Gewissen quälte.

Ich habe oft versucht abzunehmen, Diäten zu machen, weniger zu essen.

Meist erfolglos oder mit dem bekannten JoJo-Effekt. Durch meine verzweifelten Versuche endlich Gewicht zu verlieren, gepaart mit einem falschen Körperbild, das stark von der Meinung Außenstehender geformt wurde, rutschte ich schnell in den Teufelskreis der Bulimie. Dem schlechten Gewissen und erbrechen.

Dank der wahnsinnigen Unterstützung und dem Halt meiner Familie und meiner besten Freundin, sagte ich 2014 der Essstörung den Kampf an und ging erstmals in eine Klinik. Leider stellte sich nicht der gewünschte Erfolg ein und so ging ich 2015 abermals für einige Monate in ein Krankenhaus, das sich auf Essstörungen spezialisiert hat.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich zum Zeitpunkt des zweiten Klinikaufenthaltes, der Bulimie erst richtig den Kampf angesagt habe. Die Klinik gab mir den Anstoß gesund zu werden. Ich bin froh diese Hilfe angenommen zu haben. Ohne sie wäre ich sicher nicht an dem Punkt, an dem ich heute bin. Es ist ein immer noch währender Prozess, aber mittlerweile habe ich es geschafft mich so anzunehmen, wie ich bin und meinen Körper zu lieben.

Ich glaube, jeder kennt das Problem.

Man steht vor dem Spiegel, sieht sich an und sagt sich zum Beispiel: „Meine Beine sind viel zu dick, der Po zu groß und die Hüften zu breit“. Auch ich habe noch immer solche Tage, an denen ich mich nicht so gern habe, an denen sich genau dieses Szenario abspielt. Dann versuche ich mir bewusst zu machen, was ich schon alles erreicht habe und nehme mir Zeit für mich selbst. Ich versuche pflegsam und liebevoll mit meinem Körper umzugehen. Den Körper zu akzeptieren, sich selbst lieben zu lernen … Das alles ist ein ständiger Prozess und obwohl uns unser Körper erst leben lässt, gehen wir oft grob mit ihm um. Doch ohne unseren Körper würden wir nicht sein.

Natürlich ist mir bewusst, dass mein jetziges Übergewicht Risiken mit sich bringt. Deswegen kämpfe ich weiter mit Achtsamkeit aus dem medizinisch gefährlichen Stadium des Übergewichts heraus zukommen. Aber ich setze mich keineswegs dabei unter Druck. Ich bin ausgestiegen aus dem Diätwahn und versuche mich ausgewogen zu ernähren und den Sport zu machen, der mir Spaß macht, gut tut und sich nicht wie ein Zwang anfühlt.

Das Thema Essstörung umfasst mehrere Bereiche, nicht nur Bulimie ist ein großes Thema, sondern auch Anorexie (Magersucht) und Binge-Eating (Heisshungeranfälle). Ich kann nur von mir sprechen, aber mir in dieser Zeit helfen zu lassen, war das Beste, das ich machen konnte. Wenn du das Gefühl hast, ein verändertes Essverhalten zu besitzen oder zu entwickeln, bitte hole dir Hilfe!

Du musst das nicht alleine durchstehen!

Und dich auch nicht dafür schämen. Es gibt so viele Frauen und Männer, die an einer Essstörung leiden. Erzähle einer Vertrauensperson davon oder einem Arzt, einem Psychologen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die auf Essstörungen spezialisiert sind. Es gibt immer einen Weg, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Auch wenn es sicherlich nicht leicht ist, stelle dich dieser teuflischen Krankheit. Du kannst das schaffen!

Seit ich klein bin, liebe ich es mich zu schminken und zu stylen. Ich habe mir oft die Frage gestellt, warum sich kurvige Frauen nicht genauso modisch kleiden können, wie jede andere. Obwohl sich die Modeindustrie in den letzten Jahren in einem großen Wandel befindet und auch das Thema Body Positivity in aller Munde ist, kann man nur auf ausgewählten Seiten und Läden in Plus Size Größen einkaufen. Nach wie vor finde ich das sehr schade. Seit ich meinen Körper so angenommen habe, wie er ist, liebe ich es neue Trends auszuprobieren und mir neue Klamotten zu kaufen und zu kombinieren. Wenn ich jetzt ein paar Jahre zurückdenke, blicke ich auf einen Kleiderschrank mit weiten, dunklen Klamotten. Ich habe immer gedacht, dass ich mich als kurvige Frau verstecken muss, dass so meine Kurven nicht noch mehr zur Geltung kommen.

Mittlerweile liebe ich es mich so anzuziehen, wie ich will …

… und wie ich mich am wohlsten fühle. Ich liebe enge, kurvenschmeichelnde Kleider, T-Shirts und Hosen. Absolute Must-haves in meinem Kleiderschrank sind, zum Beispiel, gut sitzende High-Waist-Jeans. Sie geben meinen Kurven eine schöne Form und Silhouette. Auch farbige Klamotten dürfen in meinem Kleiderschrank nicht mehr fehlen!

Meine Tipps für mehr Selbstliebe

• Sei nicht so streng mit dir, jeder Mensch ist unterschiedlich und (plus)perfekt, so wie er ist!
• Stelle dich vor den Spiegel und sage dir, wie schön du bist! Wir sehen uns immer nur kritisch an und suchen das Negative, vielmehr sollten wir das Positive betrachten!
• Tu dir öfter mal bewusst was Gutes. Nimm dir, zum Beispiel, Zeit für ein Bad oder creme dich bewusst ein.
• Vergleiche dich nicht mit Anderen!
• Habe Geduld mit dir. Selbstwertschätzung und Selbstliebe ist ein ständiger Prozess, der uns ein ganzes Leben lang begleitet!
• Tue das, was dich glücklich macht und überlege nicht zuerst was andere von dir denken und davon halten.
• Strebe nicht nach einer Zahl auf der Waage oder den perfekten Körpermaßen!
• Versuche ein positives, gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. Jedem steht es zu, sich wohl in seiner Haut zu fühlen

Und denke immer daran: Versuche dich anzunehmen, so wie du bist. Denn du bist perfekt, einzigartig und genau richtig so!

Deine Celina

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