Woher weiß mein Körper, was gut für ihn ist?

In ihrem Buch „Intuitiv essen, gesünder werden, besser leben“ betont Dr. Antonie Post, dass intuitives Essen auch bei chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Polycystisches Ovarialsyndrom (PCOS) funktioniert. (PCOS ist eine Hormonstörung bei Frauen im gebährfähigen Alter, Anm. d. Red.). Wie reagierst du auf Menschen, die dir entgegnen:

Intuitives Essen – woher weiß mein Körper denn, was gut für ihn ist?

Dr. Antonie Post: Das ist eine berechtigte Frage – gerade wenn man Jahre oder sogar Jahrzehnte lang gelernt und gelebt hat, dem eigenen Körper zu misstrauen oder wenn eine Erkrankung wie Diabetes oder PCOS zusätzliche Anforderungen stellt.

Meine Antwort ist: Dein Körper weiß oft ziemlich viel – aber wir haben verlernt, ihm zuzuhören oder konnten es nie richtig lernen, weil äußere Regeln, Diäten oder Angst diesen Zugang blockiert haben.

Beim Intuitiven Essen geht es nicht darum, einfach zu essen, worauf man Lust hat und dann wird alles gut, sondern um einen Prozess des Wiederlernens: Du entwickelst ein feineres Gespür für Hunger, Sättigung, Energielevel, Verträglichkeiten, emotionale Bedürfnisse und langfristiges Wohlbefinden.

Das kann auch heißen, zu merken: Bestimmte Mahlzeiten tun mir nicht gut – ich brauche etwas anderes, das mich besser versorgt. Intuitives Essen kann dir helfen, wieder mehr Einfluss auf dein Wohlbefinden zu gewinnen – nicht durch Kontrolle, sondern durch Verbindung.

Es geht darum, deinen Körper besser kennenzulernen und ihn im Alltag zu unterstützen, ohne ständig an Ernährung denken oder perfekt funktionieren zu müssen. Statt Druck entsteht dabei oft mehr Entlastung und Vertrauen.

Es kann aber auch sein, dass bestimmte Erkrankungen, hormonelle Veränderungen oder Medikamente die inneren Signale beeinflussen oder sogar durcheinanderbringen. Deshalb bedeutet Intuitives Essen nicht, immer jederzeit jedem Körpersignal direkt zu folgen, sondern auch sie einordnen zu können und gegebenenfalls zu hinterfragen.

Die große Kunst dabei ist, geduldig und fürsorglich mit sich selbst dabei zu bleiben und es kann sinnvoll sein, sich dafür Orientierungshilfen zu suchen. Das können zum Beispiel regelmäßige Mahlzeiten sein, Beobachtungen zum Energielevel oder Unterstützung durch Fachpersonen – ohne dabei in starre Regeln zurückzufallen.

Intuitiv essen heißt also auch, sich nach und nach wieder kennenzulernen und im liebevollen Dialog mit dem Körper zu sein, auch wenn die Signale gerade leise, verzerrt oder schwer zugänglich sind.