Kennst du diese Momente, in denen du plötzlich etwas besonders „Wohltuendes“ essen möchtest? Vielleicht nach einer anstrengenden Besprechung oder wenn du dich gestresst, traurig, überfordert oder einfach ein bisschen leer fühlst.
– Foto: Ronise Daluz via Unsplash –
In solchen Situationen ist es gar nicht so leicht zu unterscheiden, ob wirklich Hunger dahinter steckt – oder eher die Sehnsucht nach Komfortfood wie Schokolade, Eis, Pasta oder Gebäck, das weniger satt macht, dafür aber tröstet, ablenkt oder beruhigt.
Wie unterscheidet man echten körperlichen Hunger von emotionalem Appetit und was tun, wenn beides verschwimmt?
Dr. Antonie Post: Es ist gar nicht so einfach, echten körperlichen Hunger immer komplett von emotionalem Appetit abzugrenzen und ein Stück weit müssen wir das auch gar nicht. Viele Menschen erleben Mischformen und das ist im Alltag ganz normal, zum Beispiel körperlichen Hunger und gleichzeitig das Bedürfnis nach Trost, Genuss oder Pause zu haben.
Falls man dennoch unterscheiden will: Echten körperlichen Hunger spürt man eher im Körper, beispielsweise durch Magenknurren, Leeregefühl, nachlassende Konzentration, Unruhe, manchmal auch Reizbarkeit oder Müdigkeit. Er entwickelt sich allmählich und lässt sich – und das ist ganz wichtig – mit ganz unterschiedlichen Lebensmitteln stillen.
Emotionaler Appetit hingegen kommt oft plötzlich, ist auf ganz bestimmte Dinge fixiert (zum Beispiel „Ich brauche jetzt sofort Schokolade“) und hat oft etwas Drängendes oder Tröstendes – weniger körperlich, mehr stimmungsgesteuert.
Allerdings haben sich viele Menschen in unserer Gesellschaft den körperlichen Hunger regelrecht „abtrainiert“. Wer über Jahre Diäten gemacht oder Essen stark kontrolliert hat, hat häufig verlernt, Hunger überhaupt zu spüren oder ernst zu nehmen. Der Körper passt sich an, unterdrückt Signale, um Energie zu sparen oder Frustration zu vermeiden.
Keinen Hunger zu haben bedeutet daher nicht unbedingt, nicht hungrig zu sein oder keine Energie zu brauchen. In solchen Fällen ist es hilfreich, sich nicht allein auf Hunger- und Sättigungssignale zu verlassen, sondern auch fürsorglich vorauszuplanen: regelmäßige Mahlzeiten, Orientierung am Energiebedarf, Beobachtung des Energielevels oder der Stimmung.
Intuitives Essen bedeutet deshalb nicht nur, auf Hunger zu warten, sondern auch: den Körper kennen und ernst nehmen, selbst wenn die Signale gerade leise oder verzerrt sind. Und sich zu erlauben, gut für sich zu sorgen – auch ohne „Beweis“ durch Magenknurren.
