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Dr. Ilona Bürgel: Warum die Liebe sich nie irrt

Sind Sie ein Herzensmensch? Bestimmt. Denn es gibt keinen Menschen ohne Herz und ohne Liebe.  Im Alltag vergessen wir dies manchmal. Vor allem dann, wenn wir uns streiten, missverstanden oder ungerecht behandelt fühlen. Warum machen wir es negativen Gedanken und Gefühlen viel zu leicht und positiven und damit uns selbst zu schwer? Zum einen ist dies ein ganz alter Mechanismus des Gehirns. Er sicherte einst unser Überleben. Hinzu kommt die Gewohnheit. Wenn wir uns jeden Tag und überall so verhalten betrachten wir es irgendwann als ganz normal.

Es geht immer öfter um Erwartungen, Regeln und Ziele statt um die Stimme des Herzens. Das Herz begegnet allen Dingen und Menschen mit Liebe.

Der Verstand will uns scheinbar schützen

Weil er alles kontrollieren und vorhersagen, keine Fehler zulassen möchte. Das Herz verarbeitet ganz andere Informationen. Es hat Zugang zur Intuition sowie unbewussten Informationen. Viele Situationen aus Ihrem Leben bestätigen Ihnen bestimmt, dass es einem offenen Herzen immer gut geht. Es trifft immer gute Entscheidungen. Weil das Gefühl, das wir Liebe nennen, zu anderen mentalen Zuständen führt. Wir haben eine entspannte Gehirnfrequenz statt eines Stressmodus, der die Wahrnehmung auf Probleme fokussiert. Aus dem Gefühl der Liebe heraus sind wir wohlmeinender mit uns und anderen.

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Diplom-Psychologin Dr. Ilona Bürgel zählt zu den führenden Vertretern der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum.

Wir sind leider zu selten in diesem liebevollen, offenen Zustand. Denn wir hetzen durch den Alltag, getrieben von Pflichterfüllung. Überall lauern Bewertungen von „richtig“ und „falsch“. Wir verschließen vorsorglich unser Herz, sind gekränkt oder verletzt. Drei Irrtümer sind:

1. Andere verletzen uns durch das, was sie tun oder sagen.

Es gehören zwei dazu. Immer sind fehlende, nicht authentische oder nicht wertschätzende Kommunikation, gegenseitige Missverständnisse und Enttäuschungen vorausgegangen. Vor einer Verletzung stehen in vielen Fällen falsche – oft unausgesprochene – Erwartungen und letztlich Bewertungen.

2. „Er/sie liebt mich nicht mehr“

Heißt das nicht eher, er/sie verhält sich nicht mehr so, wie ich es mir wünsche (und er/sie sich vielleicht sogar auch)? Oft zweifeln und sorgen wir uns sogar ohne Anlass. Einfach weil unser Fokus auf dem nicht vorhandenen, statt dem vorhandenen liegt.

3.  „Ich kann ihm/ihr nicht vertrauen“

Heißt eher, unser Gegenüber hat mehrmals anders agiert als erwartet, als es unseren Vorstellungen entspricht – die selten genau mitgeteilt sind.

Die Herzenstüren wurden jeweils voreinander verschlossen. Im Ergebnis siegt die Tendenz, Negatives über zu bewerten, Recht haben zu wollen und alles besser zu wissen.

 „Was würde die Liebe jetzt tun?“
wäre eine tolle Deeskalationsfrage.

Das Herz öffnet sich immer. Auch – immer wieder. Es sei denn, wir verriegeln es mit einer Tür, bauen einen Zaun davor, um es – scheinbar – zu schützen. Durch sie kann unser Herz nicht mehr hindurch schauen in das Herz des anderen. So kommt uns die Liebe abhanden. Nicht, weil sie nicht mehr in uns ist, sondern, weil wir sie wegsperren und stattdessen unsere Köpfe miteinander kämpfen lassen. Die gute Nachricht: Türen kann man öffnen, und sei es nur einen Spalt. Oder gleich aus den Angeln heben.

Wir sehen und hören, was wir sehen und hören wollen

Der Grund: Unsere Gedanken, Erwartungen, Erfahrungen bilden auf Gehirnebene einen Filter, der uns immer das wahrnehmen lässt, was wir denken. Das ist der so genannte Bestätigungsirrtum. Alles, was unsere eigenen Annahmen stützt, gelangt in unser Bewusstsein. So kommt es, dass wir wieder einmal Recht behalten.

Kurzum. Je mehr Gedanken einfließen, umso größer ist die Gefahr der Verzerrung und Fehlinterpretation. Wenn wir Informationen genussvoll lutschen würden wie ein Stück Schokolade, wären wir öfter in einer offenen und freundlichen Haltung.  Wenn wir uns dann noch Zeit lassen und bewusst „hin schmecken“, können wir die Zeichen unseres Herzens viel besser wahrnehmen. Würden eher wahrnehmen, welche Situationen, welche Menschen uns gut tun oder nicht. Schlucken künftig nur einen kleinen Bissen oder denken nur den Bruchteil dessen, was uns nicht gut tut. Tempo und Unbewusstheit führen zum „Schlingen“ und dann wundern wir uns, wenn uns Menschen, Situationen, Gespräche schwer im Magen liegen.

Packen wir auch einen Verlust oder eine Enttäuschung in Liebe

Dann erkennen wir das auch immer vorhandene Gute und sind dankbar dafür, dass wir es erleben durften. Die Liebe ist immer in uns. Wir haben einen endlosen Schatz davon in unserem Herzen. Nur stellen wir ihn viel zu selten uns selbst zur Verfügung. Hoffen, die anderen würden uns die Liebe schenken, die uns fehlt. Tun sie es nicht oder nicht zu unseren Bedingungen, landen wir schnell wieder bei Enttäuschung und Irrtum. Doch darin irrt sich unser Kopf.

Setzen wir deshalb öfter, und gerade im Monat der Liebe, auf unser Herz.

Credits: Ilona Bürgel

Unser Lesetipp!

Ein Zeichen der Selbstliebe können Sie setzen, indem Sie sich häufiger besser um sich selbst kümmern und zwar: mit gutem Gewissen! In ihrem Buch und E-Book „Positives Denken lernen üben“ zeigt Dr. Ilona Bürgel die 100 besten, von ihr selbst getesteten Ideen dafür.

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