Dicke Frauen und dünne Männer verdienen schlechter

Schlanke Frauen genießen auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich einen Schlankheits-Bonus. Für dünne Männer dagegen, wirkt sich zu geringes Gewicht eher negativ aus.

Der Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Verdienstchancen ist differenzierter zu betrachten als bislang angenommen. Dies zeigt ein IZA Discussion Paper. Die Studie kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Zwar haben schlanke Frauen tatsächlich bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt, doch bei Männern wirkt sich stattdessen ein zu geringes Gewicht negativ aus.
Für ihre Studie auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels haben die Ökonomen Marco Caliendo, Universität Potsdam, und Markus Gehrsitz, City University New York, die Daten von 18.000 Personen ausgewertet. Für jeden Befragten ermittelten sie den sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Menschen mit einem BMI zwischen 20 und 25 gelten als normalgewichtig, ab 25 beginnt Übergewicht, ab 30 spricht man von Fettleibigkeit. Rund 60 Prozent der Männer und ein Drittel der Frauen in der Stichprobe waren nach dieser Definition übergewichtig oder fettleibig.

Frauen verdienen am meisten bei einem BMI von 21,5, also weit unter der Schwelle zum Übergewicht. Mit steigendem Gewicht geht es stetig bergab. Dass dies auf gesundheitliche Effekte zurückzuführen ist, schließen die Forscher aus. Sie hatten den Gesundheitszustand der Befragten bei ihrer Analyse berücksichtigt. Vielmehr halten sie Schönheitsideale für ausschlaggebend. Dafür spricht auch, dass der Zusammenhang zwischen BMI und Verdienst primär in Dienstleistungsberufen nachweisbar ist, wo die Interaktion mit Kunden oder Kollegen eine entscheidende Rolle spielt.

Die Größe des Effekts ist beachtlich:
Zwischen dem Maximalwert und dem Bereich, in dem sich die Lohnkurve abflacht, liegt eine Differenz von etwa 12 Prozent. Zudem wirkt sich Körpergewicht – der Studie zufolge – nicht nur auf das erzielbare Einkommen, sondern bereits auf die Wahrscheinlichkeit aus, überhaupt einen Job zu finden.

Männer verdienen am meisten bei einem BMI von 23 bis weit in den übergewichtigen Bereich. Untergewichtige dagegen müssen mit einem Lohnabschlag von bis zu 8 Prozent rechnen. Hier konzentriert sich der Effekt allerdings auf Arbeiter in der Produktion. Die Ökonomen vermuten, dass der Zusammenhang weniger auf Äußerlichkeiten beruht, sondern auf der vorhandenen Muskelmasse, die für körperliche Arbeit wichtiger ist als für Bürotätigkeiten.

Anders gesagt:
Es gibt offenbar einen Schlankheits-Bonus für Frauen, der auf physischer Attraktivität beruht, und einen Schlankheits-Malus für Männer, der auf Körperkraft beruht.

Quelle:
Forschungsgruppe zur Zukunft der Arbeit GmbH (IZA)

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