Yves Saint Laurent, Givenchy, Rue de Mail, Paco Rabanne … Lydia Maurer hat für die Großen der Branche gearbeitet, kennt sich aus mit Luxus-Couture und High-Fashion-Design. Doch ihre Passion sind die wirklichen Bedürfnisse von Frauen und so beschließt sie 2016 mit ihrem Label Phylyda den Markt für Swimwear zu erobern. Sie möchte endlich mit einem Tabu brechen und – losgelöst von vermeintlichen Schönheits- und Körperidealen – ästhetische und perfekt sitzende Bademode für alle Frauen kreieren.
Egal ob Curvy, Plus Size oder Straight-Size, mit ihrer aktuellen Kampagne “Let’s Celebrate Each Other” zeigt Phylyda authentisch die Vielfalt moderner Frauen. Kampagnengesichter sind unter anderem Model und Influencerin Charlotte Kuhrt, Body Image Aktivistin Melodie Michelberger sowie Sängerin und Model Victorine. Fotografiert wurde die Reihe von Julia Marie Werner.
Lydia, du hast dich mit Phylyda selbständig gemacht, weil du dich gegen das in der Modeindustrie vorherrschende Schönheitsideal stellen und mehr Diversität zeigen wolltest. Es gab in den drei Jahren sicherlich Höhen und Tiefen. Wie ist rückblickend dein Fazit?
Lydia Maurer:
Das ist keine einfache Frage. Generell kann ich sagen, dass ich es trotz der Tiefen, die immer wieder präsent sind, nicht bereue diese Route eingeschlagen zu haben. Es war und ist nicht einfach, heute in Deutschland eine Marke zu haben, die Größen übergreifend im High-End Bereich unterwegs ist. Es gilt noch viele Vorurteile im Handel, bei der Presse aber auch in unserer Gesellschaft generell zu durchbrechen und Frauen an eine gewisse Solidarität untereinander und auch eine Wertschätzung für Mode die Nachhaltig ist heranzuführen.
Was mich aber stetig zum Weitermachen motiviert hat, waren Kontaktaufnahmen von Kundinnen, die begeistert waren, die zum Beispiel erzählen, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben den Mut haben, einen Bikini zu tragen. Dass sie sich in den Frauen, auf meinen Kampagnen wiedererkennen, dass sie sich gesehen fühlen. Das sind Sachen, die mich antreiben. Es schmerzt aber weiterhin, dass sich so eine Marke nicht schneller aufbauen lässt und dass ich daher meine Größenspanne nicht schneller ausweiten kann. Da fühle ich mich oft schuldig, obwohl ich weiß, dass es logisch ist, dass es nur nach und nach geht.
Werden die Curvy-Kollektionsteile stark nachgefragt? Oder sind Kundinnen mit Übergröße noch etwas zurückhaltend?
Lydia Maurer:
Ich bin zufrieden, weil sich die Order tatsächlich ziemlich 50/50 zwischen Curvy und Straight-Size aufteilen.
Du verkaufst deine Bademode über Deutschland hinaus. Sind Plus Size Kundinnen im Ausland bei Swimmwear mutiger in Bezug auf Schnittführung und Farben?
Lydia Maurer:
Ich habe tatsächlich bisher keine identifizierbaren Unterschiede finden können. Ich habe gemerkt, dass Frauen generell dankbar für Farben und Schnitte sind, die unüblich sind.
Welche Rolle spielt das Material bei deinen Kollektionen?
Lydia Maurer:
Das Material ist neben der Verarbeitung das Allerwichtigste um wahrhaftig nachhaltige Qualität zu schaffen. Alle unsere Stoffe sind in Italien oder Frankreich hergestellt und bieten exzellente Shaping-Charakteristiken. Dies ist wichtig, damit das Ausleiern der Teile so weit wie nur möglich hinausgezögert werden kann und damit wir uns verlässlich angezogen fühlen können.
Ich suche seit einiger Zeit nach Stoffen, die anstatt aus recycelten synthetisch gewonnenen Fasern hergestellt sind, direkt aus nachhaltigen Bio-Fasern gewonnenen werden können. In Zukunft werden wir beginnen solch einen Stoff anzubieten, der die Umwelt am geringsten beeinträchtigt.
In welchen Zyklen launcht du deine Kollektionen?
Lydia Maurer:
Ich bin seit einem halben Jahr mit Phylyda Teil des German Sustain Concept Mentoring Programms des Fashion Council Germany und habe mir viele Gedanken zur Nachhaltigkeit des Geschäftszyklus in der Mode gemacht. In der Mode wird jede paar Monate eine neue Kollektion auf den Markt gebracht, um die vorherige auszutauschen und daher obsolet zu machen. Viele Teile landen im Sale und danach gegebenenfalls bei Discountern, die die Ware häufig unter Wert verkaufen. Die Wertschätzung gut hergestellter Mode geht dadurch verloren. Für Phylyda heißt das, dass wir zeitlose Teile produzieren und neue Teile nicht im Rahmen von Gesamtkollektionen herausgeben, sondern sie sinnvoll lancieren, wenn was Neues gebraucht wird.
Einige Kollektionsteile gehen nur bis zu einer bestimmten Größe, andere sind in allen Größen erhältlich. Basiert diese Aufteilung auf dem Kundenverhalten, oder auf deinem persönlichen ästhetischen Empfinden?
Lydia Maurer:
Ich habe Phylyda von Anfang an so aufgebaut, dass ich mehrere Modelle parallel in den selben Farben anbiete. Das habe ich natürlich auch aus ökonomischen Gründen so gemacht, aber auch, weil es mir so die Möglichkeit gibt, die Produkte erst mal anzutasten und dann durch Kundenfeedback eventuell weiter zu entwickeln. Wir geben Kundinnen die Möglichkeit, uns auf der Produktseite zu benachrichtigen, wenn sie ein Modell in einer nicht vorhandenen Größe haben möchten, bei anderen Modellen werden diese nur auf Bestellung gefertigt.
Ist oder war es schwer, die Textil-Einzelhändler von deinen Kollektionen zu überzeugen?
Lydia Maurer: Es ist und war schwer, die Kollektion in ihrer natürlichen Größenpalette an die Händler zu verkaufen, da unsere Branche immer noch weitgehend auf bestimmte Größen spezialisiert ist. Ich bin froh, dass es einige trotzdem versuchen, aber deswegen bieten wir die meisten Styles auch online auf unserem Shop an.
Du hast auch Strandmode im Sortiment. Werden wir uns künftig auch auf Sportmode oder ähnliches von Phylyda freuen dürfen?
Lydia Maurer:
Das möchte ich in der Tat sehr gerne tun!! Aber erst: Turbane gibt es jetzt neu im Shop und im Herbst werden wir eine ganz neue Produktkategorie lancieren!
Welches deiner Modelle trägst du, wenn du am Strand bist?
Lydia Maurer:
Ich liebe die Sol Höschen und bin momentan ein absoluter Kate Top Fan! 🙂
Übrigens!
Du bist unsicher welche Schnittführung und welches Modell du bei Swimwear nehmen sollst? Lydia Maurer kennt die häufigsten Fragen und hat ihre Experten-Tipps rund um Bademode für uns zusammengestellt.