App MySizeID - Die Zukunft der Mode ist digital | Credit: Felipe Galvan for Unsplash

Passt nicht gibt’s nicht: Wie eine App das Onlineshopping revolutionieren könnte

Online-Shopping kann mitunter ziemlich frustrierend sein. Oft fällt die selbe Konfektionsgröße bei einem bestellten Outfit viel zu klein oder zu groß aus. Enttäuschung bei den Kund|innen sowie hohe Retouren-Quoten und -Kosten auf Seiten der Unternehmen sind die Folge. 

Bei Online-Bestellungen in Deutschland gehören Kleidung und Schuhe zu den am häufigsten zurückgeschickten Artikeln. Laut Schätzungen von Branchen-Insidern liegen sie bei 50 Prozent und mehr. Valide Zahlen dazu gibt es kaum. Verständlich. Welcher Onlineversender möchte sich hier schon in die Karten blicken lassen. Dabei verursacht jede Rücksendung Kosten. Und das nicht nur für den Händler, sondern auch für die Umwelt.

Einheitliche Größen seitens der Hersteller könnten Abhilfe schaffen. Zwar gibt es beispielsweise in Deutschland genormte Konfektionsgrößen, doch ist das für die Bekleidungsindustrie nur ein Richtwert. Jeder Hersteller kann seine Größenangabe frei auslegen. Dabei ist es manchmal explizit erwünscht, dass Kleidung sehr schmal ausfällt. Das Label möchte damit nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Ärgerlich für die Kundin, die diese Größenstrategie nicht kennt und den Artikel deshalb in einer falschen Größe bestellt.

Ronen Luzon kennt diese Problematik aus eigener Erfahrung. 2014 machte er daraus eine Geschäftsidee und gründete in Israel das Start-up MySize. Er entwickelte eine digitale Lösung, die dafür sorgen soll, dass Kund|innen beim Onlinekauf von Kleidung ohne Probleme die richtige Größe finden und Anbieter von Bekleidung ihren Kunden sofort die richtige Größe empfehlen können. Seine MySizeID App gibt es bereits im App-Store und bei Google Play. Zudem wird die Messlösung auch anderen Branchen zur Verfügung gestellt, wie beispielsweise BoxSize, eine App für Anwender aus der Logistikbranche.

PlusPerfekt sprach mit Firmengründer Ronen Luzon und Sales Managerin Sabine Steinhardt über die Geschäftsidee.

Durch Ihre Anwendung wissen Kund|innen, welche Größe bei welchem Label die für sie richtige ist. Wie funktioniert das?

Sabine Steinhardt, Sales Manager
Sabine Steinhardt, Sales Manager

Sabine Steinhardt: Vereinfacht ausgedrückt gleicht MySizeID die Produkt- und Kundenmaße sowie die Körpermaßdaten aus unserer eigenen Datenbank miteinander ab. Mit Hilfe eines Algorithmus werden die passenden Artikel identifiziert. Dabei kommt die von uns patentierte Messtechnologie zum Einsatz, mit der Kund|innen ihre Körpermaße via Smartphone ermitteln und daraus automatisch ein individuelles Körperprofil erstellen können.

Faktoren wie Bequemlichkeit und Komfort sind zwar theoretisch nicht messbar, werden aber dennoch von uns berücksichtigt. In 75 bis 90 Prozent der Fälle kann so auf Anhieb die richtige Größe ermittelt werden, je nachdem ob die Kund|in ihre Maße genommen und in unsere App eingegeben hat oder die Anwendung über ein Widget nutzt, ohne ihre Maße einzugeben. Wir können so für nahezu alle Arten von Kleidungsstücken Empfehlungen geben, sogar für Dessous.

Das Anprobieren von Kleidung ist bei Kindern oft unbeliebt. Gibt es MySizeID auch für Youngsters? 

Sabine Steinhardt: Ja, wir bieten neuerdings einen Family Account an. Kinder müssen die Größenmessung nicht ausführen, sie können über die App unseren “Wizard” nutzen, um eine Größenempfehlung zu erhalten. Auf der Einkaufsseite sind dann nur Marken sichtbar, die als „für Kinder“ gekennzeichnet” sind.

Seit Ende letzten Jahres gibt es übrigens auch eine Lösung für Schuhe. Mit ihr kann man die Füße selbst per Smartphone vermessen, um so das richtige Produkt in der passenden Größe zu bestellen.

Durch Covid19 durchlebt die internationale Bekleidungsbranche eine schwierige Phase. Weshalb haben Sie sich gerade jetzt zu einer Expansion entschlossen?  

Ronen Luzon, Gründer MySize
Ronen Luzon, Gründer MySize

Ronen Luzon: Der Online-Markt wächst und damit auch die Anzahl an Retouren. Unser MySizeID Measurement Size Fit-Tool ermöglicht es unseren Kund|innen die Retouren-Quoten zu senken und damit die Conversionrate zu erhöhen. Und das im Schnitt um 50 bzw. 70 Prozent. Auch unsere In-Store-Lösung wird durch die Corona-Pandemie zunehmend interessanter. Unsere Kund|innen erkennen gerade jetzt verstärkt die Vorteile, der sich daraus für sie ergeben.

Wo gibt es in der Digitalisierung der Textilbranche nach Ihrer Einschätzung noch Verbesserungspotenzial?

Ronen Luzon: In der Regel findet die Digitalisierung im Backend des Unternehmens statt. Beispielsweise dann, wenn es um Kreationen und die Produktionsprozesse geht. Doch beim direkten Kontakt und dem Austausch mit den Konsumenten gibt es noch immer Defizite. Es ist in der Branche bekannt, dass rund 80 Prozent der Retouren durch falsche Größen verursacht werden, weil die Kleidung entweder zu groß oder zu klein ist. Für den Onlinehandel stellen diese Größen bedingten Retouren eine enorme Herausforderung dar. Mit MySizeID bieten wir eine wirkungsvolle Lösung. Beispielsweise das türkische Wäschelabel Penti konnte seine Retouren-Quote durch unsere Anwendung um 50 Prozent verringern.

Wie sehen Sie die Zukunft der Mode-Branche?

Ronen Luzon: Der Modehandel wird online noch weiter wachsen. Ebenso wird der Recommerce – die Vermarktung und der Weiterverkauf getragener Kleidung – weiter zunehmen. Die Zukunft der Branche ist digital. Zum einen durch die steigende Zahl von Online-Shops und die Digitalisierung der Bekleidungsproduktion, aber auch weil es immer mehr digitale Tools für Modekunden geben wird.

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