Eine Scheidung ist für viele Paare nicht nur emotional der Super-GAU, auch finanziell stellt sie häufig Betroffene vor Herausforderungen. Ob Anwalts- und Gerichtskosten, Streitigkeiten um Vermögenswerte oder Unterhaltszahlungen, teure Sachverständigengutachten zu Fragen der Bewertung oder aber langwierige Verfahren über mehrere Instanzen. Am Ende kommen dadurch hohe Kosten auf die Eheleute zu. PlusPerfekt sprach dazu mit Martina Ammon, sie ist Fachanwältin für Familienrecht und weiß, wer strategisch vorgeht, kann sich kostenbewusst scheiden lassen, ohne dabei Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.

Als Scheidungsmentorin unterstützt sie Frauen bei einer friedlichen Trennung. Ihr Tipp: Der Schlüssel liegt in einer frühzeitigen Einigung. Je weniger Konflikte vor Gericht ausgetragen werden, desto geringer fallen die Kosten aus – denn Gerichtsverfahren sind immer die teuerste Option. Eine außergerichtliche Einigung spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. Nachfolgend ein Überblick über die besten rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten, um eine Scheidung so kostenschonend wie möglich zu gestalten – und welche Fehler du vermeiden solltest.

Gut beraten statt teuer gescheitert

Egal, ob mit großem oder kleinem Vermögen – eine Scheidung ist immer eine finanzielle Herausforderung. Die meisten Paare haben ein gemeinsames Ziel: die Kosten möglichst gering zu halten. Doch dabei gilt Vorsicht – wer an den falschen Stellen spart, macht Fehler, die hohe Kosten nach sich ziehen können.

Ein entscheidender erster Schritt ist die Beratung durch einen Fachanwalt für Familienrecht, rät Martina Ammon. Diese sollte im Übrigen jeder Ehepartner für sich beanspruchen. Aufgrund der Komplexität des Themas ist eine professionelle Einschätzung unerlässlich. Die Kosten für eine Erstberatung liegen bei 190 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer – eine sinnvolle Investition, die teure Fehler vermeiden hilft. Da sich die meisten Menschen zum ersten Mal in einer solchen Situation befinden und in einem einzigen Verfahren über ihre gesamte finanzielle Zukunft entscheiden, sollten sie sich allerdings nicht allein auf die anwaltliche Vertretung verlassen.

Martina Ammon, Fachanwältin für Familienrecht und Scheidungsmentorin
Martina Ammon, Fachanwältin für Familienrecht und Scheidungsmentorin

Sinnvoll ist eine strategische Beratung durch ein Mentoring-Programm, das dabei hilft, Rechte gezielt und kosteneffizient durchzusetzen, so die Expertin.
Viele unterschätzen, wie schwierig es ist, während der Scheidung den Überblick zu behalten. Ein durchdachtes Konzept im Rahmen eines Mentorings gibt Orientierung und verhindert übereilte Entscheidungen. Ammon weiß: Der Anwalt kümmert sich ausschließlich um die rechtliche Durchsetzung von Ansprüchen und nicht etwa darum, wie Eheleute ihr Leben neu gestalten können. Ohne die richtige Vorbereitung kommt es schnell zu Überforderung und dazu, dass wichtige Rechte ungenutzt bleiben.

Erfahrung kostet immer Geld, ist aber jeden Cent wert

Eine Scheidung betrifft nicht nur Emotionen, sondern auch finanzielle Interessen. „Daher lohnt sich die Investition in eine fundierte anwaltliche Beratung. Das alte Sprichwort „Ohne Schuss kein Jus“ hat auch heute noch seine Gültigkeit und erinnert daran, dass Qualität in der Rechtsberatung ihren Preis hat – und sich dieser am Ende auszahlt“, sagt Martina Ammon und weist darauf hin: „Die Anwalts- und Gerichtskosten, die nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) berechnet werden, sind dabei nur ein Bruchteil des Vermögens, um das gestritten wird.“

Bei einer fairen und einvernehmlichen Scheidung können sich Paare alle Kosten teilen, indem beide Partner sich auf eine kooperative Lösung einigen. Ein Anwalt darf jedoch immer nur eine Partei vertreten, sonst macht er sich strafbar. Eine Lösung kann sein, dass der wirtschaftlich schwächere Partner den Anwalt beauftragt und beide gemeinsam in Gesprächen zu dritt eine faire Regelung erarbeiten und hinsichtlich aller anfallenden Kosten bereits im Vorfeld vereinbaren, dass diese hälftig geteilt werden. Voraussetzung hierfür ist eine respektvolle und offene Kommunikation auf Augenhöhe.

Sollte eine kooperative Einigung nicht möglich sein, empfiehlt Ammon, sich frühzeitig je eigene Anwälte zu beauftragen. Diese sollten allerdings explizit die Anweisung bekommen, die Angelegenheit einvernehmlich und außergerichtlich zu klären, um Streit und hohe Kosten zu vermeiden.

Effiziente Strategien zur Kostensenkung

Wer rechtlichen Beistand benötigt, sollte nicht automatisch den nächstgelegenen Anwalt wählen. Die Gebühren für Erstberatungen und anwaltliche Vertretung sind zwar bundesweit einheitlich geregelt, doch die fachliche Spezialisierung des Anwalts kann entscheidend sein. Ein allgemeiner Anwalt – selbst wenn er empfohlen wurde – ist nicht zwangsläufig die beste Wahl. Gerade im Familienrecht bringt eine Spezialisierung klare Vorteile: Fachanwälte verfügen über fundiertere Kenntnisse, die dazu beitragen, Streitigkeiten von vornherein zu vermeiden, weiß Ammon aus eigener Erfahrung. Dadurch lassen sich nicht nur Konflikte eindämmen, sondern auch unnötige Kosten verhindern.

Besonders bei kindbezogenen Fragen kann es sinnvoll sein, alternative Wege zu nutzen. Öffentliche Beratungsstellen oder Mediatoren bieten häufig kostengünstigere Möglichkeiten, um einvernehmliche Lösungen zu erarbeiten. Viele Anwälte begrüßen eine solche Arbeitsteilung, da sie sich so gezielt auf die finanziellen und juristischen Aspekte konzentrieren können. Für die Beteiligten ergibt sich daraus eine spürbare Entlastung – sowohl organisatorisch als auch finanziell.

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Mit Gesamtpaket zum Erfolg

Wer bei einer Scheidung sowohl Zeit als auch Kosten sparen möchte, sollte von Beginn an ein Gesamtpaket verhandeln. „Diese Vorgehensweise vereinfacht die Einigung und senkt zugleich die Anwalts- und Gerichtskosten, da diese in Relation zum Streitwert progressiv steigen“, so Ammon. Eine solche Strategie erfordert jedoch eine frühzeitige Planung – idealerweise bereits vor der Trennung –, um individuelle Lebensumstände und rechtliche Konsequenzen bestmöglich zu berücksichtigen.

Ein Konzept, das dies ermöglicht, ist ein Scheidungsmentoring. In einem strukturierten Programm erhalten Paare dort fundierte Kenntnisse über rechtliche Grundlagen, strategische Herangehensweisen und den gezielten Aufbau ihrer Verhandlungsfähigkeiten. Durch diese Vorbereitung kann die anwaltliche Beratung am Ende kostengünstiger, effizienter und ohne strategische Fehlentscheidungen erfolgen.

Über Martina Ammon

Martina Ammon ist Fachanwältin für Familienrecht mit über 25 Jahren Erfahrung. Sie hat mehr als 3.500 Familien durch Trennungen begleitet. Als Scheidungsmentorin unterstützt sie Frauen bei einer friedlichen Trennung und hat bereits über 500 Frauen geholfen, den Scheidungsprozess selbstbewusst zu meistern.


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