Sarah Stoll ist Model. 2015 war sie Drittplatzierte bei der Wahl zur Fräulein Kurvig. Die 50er Jahre sind ihre Lieblingszeit. Passend dazu hat sie ein außergewöhnliches Hobby: Sie ist Burlesque-Tänzerin. Spätestens seit den Auftritten von Dita von Teese ist Burlesque vielen ein Begriff.
Liebe Sarah, viele verwechseln Burlesque mit einem eleganten Striptease. Wie würdest du Burlesque in eigenen Worten beschreiben?
Sarah Stoll:
Burlesque Tanz ist für mich eine tolle Kombination aus Tanz, Theater und Interaktion mit dem Publikum. Es geht für mich nicht um das Ergebnis. Dass man die Hüllen fallen lässt ist nicht immer zwingend notwendig. Es geht vielmehr darum das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die Show ist das Wichtige, nicht der Körper an sich.
Wie bist du dazu gekommen? Warum bist du Burlesque-Tänzerin geworden?
Sarah Stoll:
Ich würde mich selbst nicht als Burlesque Tänzerin bezeichnen. Es ist für mich ein Hobby und kein Job, oder etwas das ich regelmäßig vor Publikum mache. 🙂 Ich habe es als eine Art Workout für mich entdeckt.
Gibt es verschiedene Arten Burlesque zu tanzen?
Sarah Stoll:
Ich würde sagen ja. Es gibt die klassische Variante, bei der am Ende der Darbietung die Künstlerin nur mit einem Hauch von nichts bekleidet von der Bühne geht. Und es gibt die Variante, bei der die Performance an sich im Mittelpunkt steht. Da müssen z. B. gar nicht die Hüllen fallen. Oder aber die Entertainment-Variante, bei der diverse Kostümwechsel sogar vor dem Publikum stattfinden. Da gibt es keine wirklichen Vorgaben. Alles ist erlaubt!
Woran denkst du, wenn du tanzt?
Sarah Stoll:
Ich denke ehrlich gesagt nicht wirklich dabei. Ich spüre die Musik und die Atmosphäre im Publikum und möchte einfach nur Spaß haben. Und ich denke das sieht man dann auch.
Ist dir ein Auftritt besonders in Erinnerung geblieben?
Sarah Stoll:
Ich muss ehrlich sagen, ich hatte nicht viele Auftritte konkret mit einem Burlesque Tanz. Da ich schon immer getanzt habe, waren oft Einflüsse dabei. Aber Besonders war der Auftritt bei der Fräulein Kurvig Wahl 2015. Da hatte ich zum ersten Mal die Federfächer im Einsatz und war soooo gespannt wie es ankommen wird. (Anmerkung der Redaktion: Das Publikum war begeistert.)
Für Burlesque braucht es Stärke und Selbstbewusstsein. War diese Art Tanz für dich am Anfang eine Überwindung?
Sarah Stoll:
Nein, nicht wirklich, da ich schon früh auf der Bühne stand und verschiedene Tanzarten ausprobiert habe. Von Jazz zu Hip Hop über Bauchtanz und dann Burlesque. Da war kein großer Unterschied. Ich muss aber auch sagen, ich zeige nicht die klassische Variante, also ich ziehe mich nicht dabei aus.
Wie fit muss man für Burlesque-Tanz sein?
Sarah Stoll:
Ohh sehr fit! Ich hatte das auch nicht gedacht, aber nach den ersten Workshops habe ich gemerkt wie viele Muskeln in den Beinen und im Bauch benötigt werden. Wenn dann noch die Federfächer zum Einsatz kommen, merkt man wie viele Muskeln man in den Armen und Händen benötigt. 🙂
Hast du öffentliche Auftritte?
Sarah Stoll:
Früher generell ja, mit Burlesque jedoch nicht so. Ich mache das überwiegend für mich. Bei der Gala zu Fräulein Kurvig – Deutschlands Schönste Kurven war das mein erstes großes öffentliches Publikum.
Wie oft hast du für deinen Auftritt trainiert?
Sarah Stoll:
Für den Auftritt bei der Gala habe ich zwei Wochen vorher angefangen – und das jeden Tag ein wenig – bis alles gesessen hat.
Wie reagieren die Leute, wenn du ihnen von deinem Hobby erzählst?
Sarah Stoll:
Hmm – sie schauen automatisch auf meinen Körper und grinsen. 🙂 Ich lass ihnen ihre Gedanken…
Bei Burlesque denkt man schnell an Dita Von Teese und wie sie sich im überdimensionalen Champagner-Glas räkelt. Müssen sich Plus Size Tänzerinnen anders Abhilfe schaffen, um denselben Wow-Effekt zu erzielen? Oder sind die Rundungen beim Burlesque-Tanz eher von Vorteil?
Sarah Stoll:
Also ich denke das hat nicht zwingend etwas mit der Konfektionsgröße, sondern mit der Beweglichkeit und der Ausstrahlung zu tun. Ich war schon oft bei Auftritten, da haben die Curvy Tänzerinnen noch mehr Applaus bekommen als ihre schlanken Kolleginnen. Aber ich denke, das ist wie in anderen Bereichen auch. Es ist leider noch eine Minderheit und daher etwas Besonderes, wenn man es sieht. Finde ich schade. Es sollte zur Normalität werden und nicht von der Konfektionsgröße abhängig gemacht werden, ob eine Tänzerin etwas kann oder nicht. Wichtig ist, wie die Tänzerin es schafft das Publikum für sich zu gewinnen. 🙂
Oft berichten Tänzerinnen, dass ihnen der Tanz ein besseres Körpergefühl verleiht und sie sich in ihrer Haut wohler und schöner fühlen. Ging es dir ähnlich?
Sarah Stoll:
Ja, total. Man setzt sich mehr mit seinem Körper und dem eigenen Körpergefühl auseinander. Und wie man auf andere dadurch wirkt. Mir hat das sehr geholfen.
Was würdest du einer Curvy-Lady empfehlen, die sich für Burlesque interessiert, aber Hemmungen hat sich so in Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen?
Sarah Stoll:
Es nicht für andere zu tun, sondern in erster Linie für sich. Wer sagt, dass man auf eine Bühne gehen muss um Burlesque zu tanzen? Einfach mal für sich zu Hause ausprobieren, die Musik spüren und vielleicht dem Partner eine Kostprobe geben. 😉