Credits: Christine Ferst | Fotografiert von Ishmail Qasim

CultureCurve – zwischen den Kulturen: Miss Happy Curvy goes around the world

Heute hatte ich ein Mittagsdate mit der lieben Christine (CultureCurve auf Instagram) und ich möchte euch von ihr, ihrem aufregenden Leben und vor allem ihren Erfahrungen als Plus Size Frau zwischen den Kulturen erzählen.

Christine ist im wahren Leben angehende Volljuristin mit Wohnsitz in England und steht in diesem Jahr bei der Wahl zur Miss Happy Curvy auf dem Laufsteg. Das Besondere an Christine sind neben ihrer positiven Ausstrahlung ihre deutsch-philippinischen Wurzeln und ihre Auslandserfahrungen.

„Ich war die einzige Dicke und habe nur noch schwarz getragen“.

In den ersten Lebensjahren in Deutschland aufgewachsen, zieht Christine im Alter von sechs Jahren mit ihrer Mutter auf die Philippinen. Schnell merkt sie, dass sie mit ihren Körpermaßen so gar nicht in das Bild der eher kleinen und zierlichen einheimischen Mädchen passt. Wenn sie an die Zeit zurück denkt, kommen bittere Erinnerungen wieder hoch. Mit ihrer breiten Hüfte und ihrer Körpergröße eckt sie auf den Philippinen an. Sie erzählt mir von Diskriminierung und verachtenden Kommentaren von Erwachsenen. Schon im zarten Alter von zehn Jahren hieß es für sie, Klamotten in der Teenager-Abteilung zu kaufen. Verstanden habe sie das als Kind nicht. Geprägt von dem Satz ihrer Mutter „Du musst abnehmen, um schöne Sachen tragen zu können“, begann für sie im Laufe ihrer Teenagerzeit ein Teufelskreis aus Hungern, Essen und Zunehmen.

Als sie mit 16 Jahren in ihre alte Heimat nach Bonn zog, um dort das Abi zu machen, erinnert sie sich, dass sie immer mehr an Gewicht zunahm und auch für europäische Verhältnisse recht moppelig war. „Ich war die einzige Dicke und habe nur noch schwarz getragen“. Familie und Freunde sagten ihr wieder, sie solle abnehmen, dann könne sie auch schöne Kleider tragen. Das empfand Christine aber schon damals als unfair und so stellte sie sich die Frage, warum sie sich mit ihrem Körper nicht schön fühlen dürfe? Die Antwort darauf gab sie sich kurzerhand selbst. Sie entdeckte für sich Plus Size Mode und Labels für Curvys, trug bunte Kleider und lebte ihre Weiblichkeit in vollen Zügen aus.

„Auch ich hatte es verdient, mich schön zu fühlen.“

Damals bekam sie viele Komplimente, auch von ihren dünnen Freundinnen. Das macht sie bis heute sehr stolz.

Als junge Frau führte es sie zunächst für ein Soziologie Studium in die Niederlande, danach beschloss sie nach England zu gehen, um dort ein Jura Studium aufzunehmen. Heute wohnt die 35- jährige mit ihrem Freund mit belgischen Wurzeln in der Nähe von Wales und freut sich darauf, im Juni ihren ersten Job als Volljuristin aufzunehmen. Sie freut sie sich vor allem auf den Umzug und auf Großstadtluft. Ein Leben auf dem Land kann sich das Paar auf Dauer nicht vorstellen.

Durch ihre verschiedenen Wohnorte hat sie internationale Erfahrungen gesammelt und konnte viele Kulturen näher kennenlernen. Im Vergleich fühlt sie sich in England als Plus Size Lady gut aufgehoben. „Die Menschen akzeptieren mich so wie ich bin. Dicke Frauen tragen kurze Kleider und keiner würde auf die Idee kommen zu sagen, dass das blöd aussieht oder sie das nicht tragen können.“ In England gibt es viele Labels, die direkt bis Größe 54 oder 56 produzieren. Da gibt es in den Läden nicht zwingend die extra Verkaufsflächen für Plus Size, sondern die Größen stehen beieinander. Auch in den Medien sind Dicke sichtbarer. Sie werden nicht stigmatisiert und bekommen keine Sonderrollen, so wie wir es beispielsweise aus dem deutschen Fernsehen kennen. Selbstbewusste dicke Frauen jenseits von Hausfrauen- oder Mutterrollen sind bei uns im deutschen TV leider vergebens zu suchen.

tb

Auf Instagram und auf ihren Blog macht Christine anderen Frauen Mut. Sie steht für Authentizität und mit ihren fröhlichen Looks für Inspiration. Eine Schwäche hat die süße 35- jährige Deutsch-Philippinin allerdings. Ihre Gefühle kann sie nicht verstecken. Lächelnd sagt sie mir: „Ich bin so wie ich bin, ob mit guter oder schlechter Laune. Das kann ich nicht verstecken.“

„Dick sein ist kein Gefühl, sondern ein Fakt.“

Christine hat mir eine wichtige Botschaft mit auf dem Weg gegeben. „Dick sein ist kein Gefühl, sondern ein Fakt.“ Deshalb sei es so unglaublich wichtig, zu sich selber zu stehen und einen selbstbewussten Umgang mit seinem Körper zu finden. „Gehe den Weg zu mehr Selbstakzeptanz Schritt für Schritt und achte dabei auf dein individuelles Tempo. Überfordere dich dabei nicht und achte vor allem auf deine mentale Gesundheit. Auch ein Schritt zurück ist okay.“ Diese Erfahrung hat Christine selbst gemacht und sie weiß sehr gut, wie schwierig es ist, zu sich und seinem Körper zu stehen.

Für Christine ist Miss Happy Curvy der Weg in die richtige Richtung für mehr Akzeptanz und Anerkennung in der Gesellschaft. Sie freut auf eine gute Zeit in Deutschland und auf nette Begegnungen mit den anderen Kandidatinnen und Kandidaten. Sie hofft darauf Freundschaften mit Gleichgesinnten zu schließen, denn eines hat sie nicht – eine Freundin mit einer Konfektionsgröße jenseits der 38.

Ich habe Christine als offene und sehr nette Gesprächspartnerin kennengelernt. Ich bedanke mich für die inspirierende Unterhaltung und drücke ihr am 18. Mai bei der Wahl zur Miss Happy Curvy in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ganz fest die Daumen.

Miss Happy Curvy goes around the world,

Dunja

Credits: Dunja Katharina Wermter
Dunja Katharina Wermter

Dunja Katharina Wermter ist Diplom-Pädagogin und lebt in Bielefeld. Sie arbeitet freiberuflich als Supervisorin und in der Bildung. Sie liebt Mode, Reisen, Wellness und Lesen. Für PlusPerfekt schreibt sie über Selbstliebe und Selbstakzeptanz, nimmt uns positiv motivierend mit in ihre Gedankenwelt.