Hochzeitsfotos können viel mehr sein als schöne Erinnerungen. Sie können Geschichten erzählen, die sonst kaum gezeigt werden. Geschichten, die berühren, verbinden und euch in eurer ganzen Echtheit zeigen. Denn Vielfalt beginnt im Detail: bei der Auswahl der Bilder, bei der Sprache während des Shootings … Und sie endet nicht, wenn der Auslöser klickt. Sie zeigt sich in jedem Moment, in dem ihr euch auf euren Fotos wiedererkennt und spürt: Genau so sind wir.
– Sarah & Marc | Fotografiert von Jana Sauer –
Liebe ist einzigartig und bunt
Liebe zeigt sich in vielen Formen und Facetten und doch spiegelt sich diese Realität in Hochzeitsfotos viel zu selten wider. Wer durch klassische Fotogalerien von Hochzeitsfotografinnen und -fotografen scrollt, erkennt schnell ein Muster: Schlank, Weiß, Hetero. In der Regel perfekt inszeniert, selten wirklich repräsentativ. Viele kurvige Bräute kennen das Gefühl, in diesen Hochzeitsportfolios nicht vorzukommen oder unvorteilhaft dargestellt zu werden. Und wenn nur bestimmte Körperformen gezeigt werden, bestätigt das schnell das Gefühl, dass nur diese als „schön“ oder „normal“ gelten.

PlusPerfekt sprach mit Jana Sauer. Sie begleitet als inklusive und queersensible Hochzeitsfotografin Paare, die sich in klassischen Hochzeitsfoto-Galerien oft nicht wiederfinden: queer, trans, nicht-binär, neurodivergent, curvy oder einfach jenseits traditioneller Rollenbilder. Ihre Arbeit steht für Nähe, eine genderneutrale Sprache und eine Bildsprache, die frei ist von Klischees.
„Echtes Zugehörigkeitsgefühl beginnt erst dann, wenn Menschen sich wiedererkennen, in ihrer ganzen Individualität, jenseits normierter und vermeintlicher Idealbilder“, weiß Jana. Genau hier setzt sie mit ihrer Hochzeitsfotografie an. Nicht als kurzlebiger Trend, sondern als klare Haltung für echte Sichtbarkeit. Sie zeigt mit ihren Fotos Liebesgeschichten in ihrer ganzen Palette. Ein natürlicher Teil der Vielfalt, die Liebe nun mal ausmacht.
Repräsentation – mehr als ein schönes Foto
Repräsentation entscheidet darüber, wer sich gesehen fühlt und wer nicht. In der Hochzeitsfotografie bedeutet das: Welche Körper werden gezeigt? Welche Paare werden als selbstverständlich dargestellt und dürfen sich als Norm erleben? Kurvige Frauen erleben es oft, dass sie nur dann gezeigt werden, wenn sie vermeintlich „dem Ideal“ nahe kommen. Wer immer wieder nur als Ausnahme erscheint, entwickelt schwer ein Gefühl der Zugehörigkeit. „Repräsentation ist daher kein Nebenaspekt, sondern ein zentrales Element von inklusiver Kommunikation“, so Jana. Schließlich ist jede Liebe wertvoll – unabhängig von vermeintlichen Schönheitsidealen, Geschlecht oder Identität.
Zwischen Pose und Person
Viele scheinbar kleine Entscheidungen – wer wie inszeniert wird, die Blumen trägt, wer beim Eröffnungstanz führt oder wie das Fotoshooting gestaltet wird – prägen unbewusst unsere Vorstellungen von Rollen und Beziehungen. „Fotografische Posen sind nie neutral“, weiß Jana. Dabei sollten sie doch das Paar so widerspiegeln, wie es ist. Es sollte festgehalten werden, wie die beiden miteinander harmonieren und natürlich miteinander umgehen. Gesten der Zärtlichkeit sollten auf den Fotos einfangen werden, ohne sie zu sexualisieren oder zu bewerten.

Hochzeitsfotos, in denen Paare immer wieder in traditionellen, binären Bildern gezeigt werden, verstärken normative Zuschreibungen und Erwartungen, mahnt Jana. Für sie beginnt inklusives Fotografieren bereits bei der Konzeption: Wer darf wie Raum einnehmen? Wer wirkt passiv? Ist eine Szene wirklich natürlich, oder nur kulturell vertraut? Sie empfiehlt auf authentische Nähe statt auf stereotype Gesten zu achten. Statt festgelegter Abläufe, Raum für individuelle Dynamik.
Ein inklusiver und queersensibler Blick hinterfragt nicht nur Ästhetik, sondern auch Machtverhältnisse im Bild. Repräsentation ist nicht allein die Auswahl derjenigen, die gezeigt werden, sondern die bewusste Entscheidung für eine Bildsprache, die Vielfalt respektiert und nicht stilisiert.
Sichtbarkeit schaffen
Wer eine Hochzeit mit Fotos oder Videos begleitet, prägt nicht nur, wie sich das Paar an die Hochzeit erinnert, sondern auch, wie es sich selbst auf diesen Bildern sieht. Jana wählt ihre Bildsprache bewusst: Keine starren Standardposen, sondern Momente, die echte Verbindung zeigen. Vor dem Shooting fragt sie nach den Wünschen, Pronomen und möglichen Unsicherheiten, damit ein Raum entstehen kann, in dem das Paar ganz bei sich ist. Körpersensibilität ist für sie selbstverständlich: Kommentare über Gewicht oder „vorteilhafte“ Posen gibt es nicht. Jede Körperform verdient Wertschätzung.
Fotografieren ohne Schablone
Hochzeitsfotografie ist meist instagramable oder eine Blaupause von Pinterest-Posen. Jana Sauer will mit ihrer Arbeit die Menschen „hinter“ den Fotos zeigen. Für sie ist die Kamera ein Medium, um eine Verbindung mit den zu Fotografierenden aufzubauen. Perfektes Licht oder schöne Kulissen gehören ebenso dazu, wie das Gefühl, wirklich gesehen zu werden. Jana versucht einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen gesehen und sicher fühlen dürfen. Gerade für Frauen, die schon mit unangenehmen Blicken oder Kommentaren konfrontiert wurden, kann dieser geschützte Raum entscheidend sein.
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