Über die Zukunft der Modeindustrie und welche Rolle darin virtuelle Models spielen, spricht Cameron-James Wilson von The Diigitals im zweiten Teil unseres Interviews. Und er verrät, warum trotz modernster Technik, ein echtes Model eine wichtige Rolle im Arbeitsprozess spielt.
Shudu, ein junges Model aus Südafrika und das Curvy-Model Brenn gehören zu den neuen up-and-coming Models der Fashion Szene. Sie shooten Bademode für Calvin Klein und werben in verschiedenen Kampagnen für Automarken. Aber echt, das sind sie nicht. Beide sind virtuelle Kreationen des The Diigitals-Gründer Cameron-James Wilson und seines Teams. Namhafte Marken wenden sich an den Modefotografen. Auch sie möchten ihre Kollektionen mit virtuellen Models präsentieren.
Dabei besteht durchaus die Sorge, dass am Computer generierte Models der Model-Community Jobs wegnehmen könnten. Noch ist das nicht der Fall. Vielmehr vereinfachen reale Models derzeit noch den Arbeitsprozess mit Fashion Labels, denn nicht jede Marke hat 3D-Versionen ihrer Kollektionsteile. Echte Models vereinfachen den Prozess hier immens, sagt Cameron-James Wilson.
Cameron, sind virtuelle Models die Zukunft der Mode?
Cameron-James Wilson: Wenn wir nachhaltig sein wollen, dann müssen wir zum 3D-Design übergehen. Wir müssen die Verschwendung von Ressourcen reduzieren. Die Art und Weise, wie wir Mode mit echten Models fotografieren oder auch die Inszenierung bei der Fashion Week selbst ist so gar nicht nachhaltig und steht längst hart in der Kritik.
Bei der Arbeit mit virtuellen Models werden viele Ressourcen geschont. Vielleicht müssen wir manchmal etwas mehr Kompromisse bei der Authentizität eingehen, erreichen dafür aber etwas mehr Nachhaltigkeit. Ich glaube, in Zukunft wird es um die richtige Balance zwischen Authentizität und Nachhaltigkeit gehen. Und wenn man mit virtuellen Models bzw. CGI-Models (vom Computer generierten Models) arbeitet, sollte man offen und transparent damit umgehen. [the_ad id=“33982″]
Bevorzugen Fashion Labels die Zusammenarbeit mit realen oder virtuellen Models?
Cameron-James Wilson: Ich glaube, es kommt ganz auf das Projekt an, das ihnen vorschwebt. Im Moment freuen sich Marken sehr auf die Arbeit mit virtuellen Models, weil das alles sehr neu ist und sie sich innovativ fühlen. Aber der Arbeitsprozess kann auch ziemlich kompliziert sein. Es kann viel Zeit in Anspruch nehmen und sehr teuer werden. Es hat einige Nachteile aber auch Vorteile. Ich denke, in Zukunft werden Marken auch mit echten Models weiter zusammenarbeiten. Aber die Arbeit mit virtuellen Models wird Projekte unter bestimmten Umständen vereinfachen. Zum Beispiel virtuelle Passform-Modelle für die Umsetzung oder später bei der Arbeit im E-Commerce, sprich für in den Online-Shop. Das virtuelle Model ist die ganze Zeit verfügbar.
Wenn wir über die Zukunft sprechen, wo siehst du dich selbst und virtuelle Models in der Mode- oder Handelsindustrie?
Cameron-James Wilson: In den nächsten fünf Jahren möchte ich das, was ich tue, noch vielfältiger gestalten. Ich möchte nicht nur in der Modebranche arbeiten. Ich habe ein CGI-Model namens Galaxia, die ich weiterentwickeln möchte. Ergänzend auch Geschichten und Spiele, die sich um ihren Charakter drehen. Ich möchte meine Charaktere in ihren eigenen Standalones mit eigenen Geschichten entwickeln. [the_ad id=“25786″]
Es wäre auch spannend in Form von Story-Animation und Filmerstellung in Games einzusteigen. Und vielleicht die Kluft zwischen Mode und Games zu überbrücken. Ich denke, da steckt viel Potenzial. Virtuelle Models werden bis dahin viel etablierter sein. Speziell Shudu wird etablierter sein, vielleicht hat sie bis dahin ihr eigenes Mode Label. Allgemein werden wir beobachten können, dass Unternehmen 3D viel stärker nutzen werden, wenn es um die Entwicklung ihrer Produkte, ihres Designs und der Vermarktung geht. Sie werden also eine Menge 3D-Visualisierungen von Kleidungsstücken sehen. Ich denke, dass sich in den nächsten fünf Jahren viel ändern wird. Und hoffentlich gibt es viel mehr Nachhaltigkeit durch 3D-Design und virtuelle Models. Das wird eine wirklich große Veränderung in der Modebranche sein. Gerade in Deutschland ist das Interesse an diesem Thema wirklich groß. Man wird schon bald eine Bewegung erkennen können.
Teil 1 des Interviews:
Die neuen Influencer: Sind virtuelle Models die Stars von morgen?