Dunja Katharina Wermter | Credits: PlusPerfekt

Zu viel Angst ist auch keine Lösung

Heute sind es nicht die Leggins oder ein anderes weiblich konnotiertes Thema, das mich beschäftigt. Heute ist es die Angst, der ich meine Aufmerksamkeit widme. Aktueller denn je ist die Angst in diesen Tagen unser Begleiter. Wobei ich erwähnen möchte, dass Angst auch in der Mode durchaus ihren Platz findet. Etwa die Angst, sich nicht zu trauen ein bestimmtes Kleidungsstück zu tragen, weil es auftragen könnte. Oder wir mal wieder im Büroalltag zum schwarzen Outfit greifen, weil uns Farbe sichtbar machen könnte – ach du Schreck!

Angst ist allgegenwärtig und gehört zum Menschsein dazu. Angst schützt uns und unsere Liebsten und wird auch von Babys schon als Gefühl erlebt. Denken wir an die Fremdelphase, bei der Säuglinge quasi an ihren Eltern festkleben, um so die nächste Entwicklungsstufe, vom blinden Vertrauen hin zu einem gesunden Misstrauen, zu erreichen. Angst macht also Sinn! Die Dosierung spielt hier vielmehr die zentrale Rolle.

Die sogenannten Hamsterkäufe sind ein sicheres Anzeichen dafür, dass derzeit große Angst unter uns Menschen herrscht. Was auch in Zeiten der Corona Krise nicht sonderlich überraschend ist. Der Mensch strebt nach Sicherheit und diese wird uns regelrecht unter den Füßen weggezogen. Sinnlose Vorratskäufe sollen Angst kompensieren, anstelle sich der Angst zu stellen und ihr zu begegnen.

Schauen wir zusammen hin

Was macht dir in dieser Situation Angst und wo spürst du sie? Ist es die Angst vor dem Alleinsein? Oder gar die Angst, in den nächsten Wochen viel Zeit mit deiner/deinem Liebsten verbringen zu müssen? Sind es Existenzängste? Die Angst davor krank zu werden oder gar zu sterben? Die Angst, deinen Kindern könnte etwas zustoßen? Kriecht dir die Angst in den Nacken, spürst du sie in deiner Kelle oder im Bauch?

Angst ist wahrlich keine Illusion und sollte immer ernst genommen werden.

Es ist gut, seine Ängste wahrzunehmen und sie im zweiten Schritt zu verbalisieren. Sich austauschen, ins Gespräch gehen und die Angst anzunehmen. Andernfalls wird sie gewaltig und nimmt zu viel Raum ein. Zu große Angst blockiert uns und unsere Kreativität. Ganz wichtig sind jetzt Freunde, Verwandte, Nachbarn und generell soziale Kontakte. Verbindet euch in den sozialen Medien, nimmt das Handy zur Hand, macht Live Chats. Auch Briefe an Tante, Oma und Opa könnten mal wieder unser Zuhause verlassen.

Versucht euch mit Dingen zu beschäftigen, die euch Spaß machen, gute Laune bringen und euch guttun. Das kann das Hören von Podcasts sein oder das Lesen eines tollen Romans. Es gibt im Netz so viel Anregungen, die wir ausprobieren können – das Nachkochen eines leckeren Gerichts, die Schritt für Schritt Anleitung für den Bauchtanz oder das Erlernen einer Sprache.

Es ist Zeit, dass wir die Hände in die Hüften stemmen. Ich weiß,

hinter Toilettenpapier und Mehlpackungen lässt es sich gut verstecken.

Hilft uns gerade aber wenig weiter. Wir brauchen in dieser aktuellen Situation Mut und Selbstvertrauen und das funktioniert am besten, wenn wir zuallererst uns vertrauen, uns jemanden anvertrauen und wir spüren, dass wir Teil der Gemeinschaft sind.

Wie sagt mein Partner immer so schön zur Selbstberuhigung: „Es wird die Welt schon nicht untergehen“. Zu viel Angst lähmt und ist letzten Endes auch keine Lösung. So ähnlich wie mit den Leggins bei Guido.

Seid friedlich miteinander, schenkt euren Liebsten ein Ohr und geht respektvoll mit euch und euren Mitmenschen um. Stay home!

Über die Autorin

Dunja Katharina Wermter ist Diplom-Pädagogin und arbeitet freiberuflich als Supervisorin/Coach, Dozentin und Autorin. Ihre Beratungen bietet sie jetzt auch online via Skype an. Für PlusPerfekt schreibt sie unter anderem über Body Positive und Psyche.

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