KI-Apps: Digitale Freunde oder doch nur Daten-Tracker? Credit: Darlene Alderson via Pexels

Be my KI-Valentine: Digitale Freunde oder doch nur Daten-Tracker?

Zugegeben, manchmal gibt es Situationen, da möchte man gerne allein sein. Aber alleine sein auf Dauer? Das fällt vielen Menschen schwer. Sie sehnen sich nach Liebe und Zuneigung durch geliebte Menschen, die Familie, Haustiere und neuerdings auch durch virtuelle Wesen.

– Foto-Credit: Darlene Alderson via Pexels –

Laut der Weltgesundheitsorganisation erlebt mittlerweile jeder vierte ältere Erwachsene soziale Isolation. Sie fühlen sich einsam, haben keine Beziehungen oder Kontakt zu anderen Menschen. Bei den Jugendlichen leiden bereits zwischen fünf und 15 Prozent unter Einsamkeit. Immer mehr Erwachsene entscheiden sich deshalb für digitale Freundschaften, digitale Partnerschaften via App, die ihnen dabei helfen dem Gefühl der Isolation zu entgehen.

Ist das noch Science Fiction oder schon real?

Eine Partnerschaft mit einer künstlichen Intelligenz (KI)? Klang das vor ein paar Jahren noch nach Science Fiction, verändern heutzutage KI-Begleiter die Art und Weise, wie Menschen miteinander in Kontakt treten. Wer schon häufiger KI-Assistenten wie Gemini oder ChatGPT genutzt hat, kann nachvollziehen wie schnell eine Art Vertrautheit mit dem Software-Programm entstehen kann. Alleine das Wording der durch eine KI generierten Antworten gibt einem das Gefühl mit einem realen Menschen zu kommunizieren.

Um genau dieses Gefühl geht es bei digitalen Partnerschaften mit sogenannten Companions. Sie sind eine Untergruppe von KI-Assistenten und digitalen „Personen“, die emotionale Unterstützung bieten. Sie zeigen Empathie und sollen Benutzern proaktiv persönliche Fragen per Text, Sprachnotizen und Bildern stellen, weiß Jamie Bernardi vom Ada Lovelace Institute. Über Hunderte Millionen Menschen weltweit nutzen bereits Companions. Experten gehen davon aus, dass sie schon bald zum Mainstream gehören.

Companions ermöglichen virtuelle Freundschaften und Beziehungen. Ihre Technologie entwickelt sich stetig weiter und festigt ihren Platz unter den beliebten KI-Tools. Doch eine aktuelle Analyse des Cyber Security Unternehmens Surfshark* zeigt einen beunruhigenden Trend: 80 Prozent der fünf untersuchten beliebten Apps im App Store (Kindroid, Nomi, Replika, EVA und Character AI) können Anwenderinnen und Anwender durch die Nutzung persönlicher Daten verfolgen.

„Statt für uns da zu sein, wirken sie wie Überwachungstools“, sagt Monika Sackute, DACH Country Managerin bei Surfshark. „KI-Begleiter sollen unterstützende Freunde bieten, aber wenn sie anfangen, ihre Nutzerinnen und Nutzer zu tracken, kann das Vertrauen erschüttert und die Privatsphäre verletzt werden.“ Monika rät dazu Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um persönliche Daten zu schützen und den Missbrauch sensibler Informationen zu vermeiden. Dazu gehört regelmäßig zu überprüfen, welche Berechtigungen die Apps haben und sich dessen bewusst zu sein, welche Informationen man teilt.

Einsamkeit kann Unternehmen Profit bringen

Surfshark warnt: Die Entwickler von KI-Apps haben für die virtuellen Begleiter Wege gefunden, wie sie ihre Nutzerinnen und Nutzer monetarisieren. Das funktioniert einerseits über Abonnements, andererseits durch das Teilen von Nutzerdaten für Werbezwecke. Eine Überprüfung der Datenschutzpraktiken der fünf analysierten Apps zeige, dass 80 Prozent von ihnen persönliche Daten zur Nutzerverfolgung verwenden können. Als besonders auffällig nennt Surfshark die App Nomi, bei der angegeben würde, dass sie keine Daten für Tracking-Zwecke sammelt.

Im Schnitt funktioniere das Tracking der untersuchten Apps wie folgt: Die Nutzer- oder Gerätedaten (beispielsweise eine Nutzer-ID oder ein Profil) werden mit Drittanbieterdaten verknüpft, die aus anderen Apps, Websites oder Offline-Quellen stammen. Das Ziel dahinter ist die gezielte Schaltung von Werbung. Zudem kann das Tracking auch das Teilen von Nutzer- oder Gerätedaten mit Datenhändlern umfassen.

Welche der KI-Apps sammelt die meisten Daten?

Laut Surfshark-Analyse ist Character AI die App, die ihre Nutzerinnen und Nutzer wirklich „liebt“. Zumindest wenn es um das Sammeln der Daten geht. Während alle anderen untersuchten Apps im Schnitt „nur“ neun von 35 einzigartigen Datentypen erfassen, kann Character AI bis zu 15 Datenarten sammeln. Das sind fast doppelt so viele wie der Durchschnitt der anderen Apps. Neben Character AI ist den Testern auch „Eva“ aufgefallen. Die KI-App steht mit elf gesammelten Datentypen an zweiter Stelle. Sowohl Character AI als auch Eva erfassen ungefähre Standortinformationen der Nutzerinnen und Nutzer. Informationen, die für gezielte Werbung genutzt werden können.

Zur Methode

Für die Studie wurden fünf KI-Apps für Freundschaften und Beziehungen ausgewählt, die häufig in führenden Medienportalen erwähnt werden. Die Informationen über die Datenschutzpraktiken der KI-Apps wurden am 6. Februar 2025 dem App Store entnommen. Der App Store listet 35 verschiedene Datentypen, die in 16 Kategorien unterteilt sind. Bewertet wurden die KI-Apps anhand der Anzahl, Art und Handhabung der gesammelten Daten. Zur besseren Übersicht wurden die App-Namen im obigen Text verkürzt.

*) Surfshark ist ein Cyber Security Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von humanisierten Datenschutz- und Sicherheitslösungen konzentriert. Das Unternehmen stellt verschiedene Cybersicherheitsprodukte zur Verfügung, wie beispielsweise durch Sicherheitsexperten geprüftes VPN, ein zertifiziertes Virenschutzprogramm, eine private Suchmaschine und ein Benachrichtigungstool für erkannte Datenpannen.