Blue Monday | Wann ist traurig einfach traurig und wann ist es eine Depression? Credit: Dynamic Wang via Unsplash

Blue Monday: Was es mit dem traurigsten Tag des Jahres auf sich hat

Der Glamour der glitzernden Weihnachtszeit ist vorbei. Die letzten Sterne und Kugeln verschwinden in Kartons und werden bis zum November im Keller oder auf dem Dachboden verräumt. Wenn sich jetzt noch die Sonne rar macht, ist zum Beginn des neuen Jahres trübe Stimmung angesagt. Da wundert es kaum, dass der dritte Montag im Januar als der traurigste Tag des Jahres gilt und als “Blue Monday” bezeichnet wird. Du denkst jetzt vielleicht “Blue Monday”, das hört sich doch nach freier Zeit an. Doch dieser Begriff ist nicht mit dem in Deutschland bekannten blauen Montag zu vergleichen. In der englischen Sprache steht Blue nicht nur für die Farbe, sondern assoziiert auch das traurig oder gar depremiert sein. Dabei ist traurig sein nicht per se etwas Schlechtes, so die Expertinnen und Experten der privaten Oberberg Kliniken. Es gibt durchaus positive Facetten an Traurigkeit. Doch ab einem gewissen Punkt heißt es aufgepasst und dann ist es empfehlenswert einen Arzt aufzusuchen.

Traurigkeit, die unbeliebte Emotion

Du kennst das sicherlich auch: wir streben nach positiven Emotionen wie guter Laune, Spaß und Zufriedenheit. Gefühle wie Angst, Wut oder Traurigkeit werden tunlichst vermieden und als negativ betrachtet. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn immer auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen, das erscheint als sehr verlockend. Allerdings besteht unsere Lebensrealität nicht nur aus positiven Situationen und Begegnungen, die uns glücklich machen. Fokussiert man sich jedoch nur auf die vermeintlich positiven Emotionen und lässt die ungebetenen negativen Gefühle nicht zu oder spricht sie sich gar ab, begrenzt man seine emotionale Vielfalt. Und das wiederum bürdet einem enormen Druck auf. Scheinbar motivierende Sprüche wie “Das wird schon” oder “Versuch doch mal das Positive zu sehen” können gerade bei traurigen oder trauernden Menschen einen gegenteiligen Effekt haben und ihm vermitteln, dass seine Traurigkeit etwas Falsches sei. Mögliche Folgen können sozialer Rückzug, Selbstvorwürfe oder das Verstecken des eigenen Kummers sein.

 

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Emotionale Vielfalt steht für inneren Reichtum

Es ist daher wichtig, dass wir auch die Emotionen zuzulassen, die unerwünscht sind. Dazu gehört es auch mal grundlos traurig zu sein. Wenn du “negative” Emotionen unterdrückst, wirst du nicht automatisch glücklicher oder zufriedener. Vielmehr scheinen sich gerade die unerwünschten Gefühle noch zu verstärken. Die Experten sind sich sicher: eine emotionale Balance ist wichtig für eine gesunde Psyche. Konkret bedeutet das, sich bewusst zu machen, dass es keine “guten” und “schlechten” Emotionen gibt. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung. Und wenn dir graues Winterwetter die Stimmung vermiest, du einen lieben Menschen vermisst, vielleicht im Job gerade ein negatives Feedback erhältst oder du dich ungerecht behandelt fühlst, sind Gefühle wie Traurigkeit, Trauer, Wut oder Ärger durchaus berechtigt. Wichtig ist es nur, dass dieser Zustand nur temporär ist und du ihn auch wieder loslassen kannst.

Ist das noch traurig oder schon eine Depression?

Merkst du jedoch, dass ein Gefühl wie Traurigkeit nicht mehr verschwindet, ist es an der Zeit ärztlichen Rat einzuholen. Denn bleibt die Niedergeschlagenheit über zwei oder mehr Wochen bestehen und gesellen sich vielleicht noch Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Veränderung des Ess- und Schlafverhaltens dazu, dann kann es sich um eine (saisonale) Depression handeln. Gerade zur dunklen Jahreszeit kommt eine saisonale Depression häufiger vor. Durch den Lichtmangel während der Wintermonate wird vermehrt das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet, was Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit mit sich bringt. Geregelter Schlaf und viel Sport im Freien können hilfreich sein. Kommst du trotzdem nicht aus dem emotionalen Tief heraus, kann professionelle Hilfe sinnvoll sein.

Blue Monday: Eine Formel zum traurigsten Tag?

Es gibt übrigens eine Art wissenschaftliche Formel zum “Blue Monday”, die allerdings nicht nur unter Experten umstritten ist. Der britische Psychologe Cliff Arnall hat sie vor fast 20 Jahren erstellt. Nach seiner Formel

[W+(D-d)] x TQ : M x Na

 

fällt der “Blue Monday” immer auf den dritten Montag im Januar. Arnall stellt in seiner Formel das Wetter (= W) ins Verhältnis zu den Schulden (= D). Von denen soll das Januargehalt (= d) abgezogen werden. Diesen Wert multipliziert er mit der Zeit (= T), die seit Weihnachten vergangen ist. Q steht bei ihm stellvertretend für die ganzen guten Vorsätze, die wir zum neuen Jahr gefasst haben, aber vermutlich schon wieder vergessen haben. Er teilt all dies durch unsere Motivation (= M) und unser Bedürfnis (= Na) wieder aktiver zu sein. Das Ergebnis soll den dritten Montag im neuen Jahr ergeben. Inwieweit sich das so ableiten lässt, bezweifeln sicherlich nicht nur Experten. Wenn der “Blue Monday” allerdings zur Aufklärung und Sensibilisierung von Depressionen beiträgt, hat die Formel durchaus einen Sinn.

Mehr zum “Blue Monday” gibt es auf der Website der Oberberg Kliniken.

tb

 

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