Es ist 2024 und noch immer bestimmen vermeintliche Schönheitsideale das Leben vieler Frauen. Size-Zero-Ideale und Bodyshaming gehören nicht nur zum Alltag, sie begegnen einem auch in den sozialen Netzwerken. Im März 2022 wurde auf Instagram der Hashtag #bodypositive rund 14,5 Millionen Mal verwendet. Zehn Monate später – im Januar 2023 – bereits 18,3 Millionen Mal (Quelle: gofeminin). Ein Zeichen dafür, dass Body Positivity auf sozialen Plattformen angekommen ist und an Einfluss gewonnen hat? Im Januar 2023 scheint das noch so gewesen zu sein, doch mittlerweile hat sich viel getan. Die Anzahl der Curvy Models auf den Runways der internationalen Fashion Weeks wurde wieder weniger. Die „Abnehmspritze“ hat Einzug gehalten und mit all den Promis, die auf Social Media ihre Erfolge mit Ozempic und Co. feiern, wird sie auch in unserem Alltag immer selbstverständlicher. Verschiedene Plus Size Modelabel verabschieden sich vom reinen Große Größen Spektrum und gehen hin zu Size Inclusive. An sich eine gute Entwicklung, würde sie nicht auch implizieren, dass sich der Plus Size Modemarkt sehr schwer tut.
Body Positivity: Gegen unrealistische Schönheitsideale & intersektionale Diskriminierung
Initiiert durch Feminismus-Bewegungen in den USA, steht der Ansatz für einen positiven und selbstakzeptierenden Umgang mit dem eigenen Körper. Er kritisiert unrealistische Schönheitsideale und setzt sich für Selbstakzeptanz und eine kritische Selbstreflexion überholter Ideale ein. Was dabei häufig in Vergessenheit gerät: Die Bewegung schließt vom Ursprung her auch soziale Gerechtigkeit, Diversität und intersektionale Anti-Diskriminierung ein. (Anm. der Red. Intersektionale Diskriminierung ist eine spezielle Form der Mehrfachdiskriminierung, bei der sich verschiedene Diskriminierungsmerkmale überschneiden und verstärken, so dass sie häufig nicht mehr getrennt voneinander zu benennen sind. Quelle: medicamondiale)
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Wie wichtig und gesellschaftlich-relevant Body Positivity nach wie vor ist, hat auch die nach eigenen Angaben reichweitenstärkste Q&A-Plattform im deutschsprachigen Raum, gutefrage.net, erkannt. In Ask-me-anything-Formaten (AMA) erhalten die User der Community die Möglichkeit, ihre Fragen zu einem bestimmten Themenkomplex an ausgewählte Experten zu stellen. Kürzlich fand ein AMA zu Body Positivity mit Curvy Model und TV-Moderatorin Angelina Kirsch statt. Sie ist eines der bekanntesten und erfolgreichsten Plus Size Models in Deutschland und appelliert seit vielen Jahren an Selbstliebe und -akzeptanz.
Body Positivity versus Body Neutrality
Gefragt wurde Angelina unter anderem zum negativen Einfluss von Social Media auf Schönheitsideale, zum Unterschied von Body Positivity und Body Neutrality und inwieweit Curvy Models die Modewelt realer gestalten können. Zudem nannte sie im AMA ihre persönlichen Tipps, um sich schön zu fühlen.
Die Bedeutung von Body Positivity wird von vielen fehlinterpretiert, oder es wird gefordert den Begriff durch Body Neutrality zu ersetzen. In letzter Zeit verstärken sich sogar die Stimmen verschiedener Social Media Akteure, die kritisieren, Body Positive würde für die Verharmlosung von ungesundem Mehrgewicht stehen. Im AMA befürwortet Angelina Kirsch den Begriff Body Positivity. Sie sieht Body Neutrality eher als Ergänzung bzw. Weiterentwicklung der Bewegung. Für Angelina steht Body Positive keineswegs für die Verherrlichung von Mehrgewicht und einem ungesundem Lebensstil, sondern vielmehr dafür, Akzeptanz für unterschiedliche Körperformen zu schaffen, die Augen für mehr Diversität zu öffnen und nicht gesellschaftlichen Konventionen entsprechen zu müssen. Gemäß Angelina können und sollen Menschen schön sein und von anderen Menschen auch als schön erkannt werden.
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5 Tipps von Angelina Kirsch, um sich schön zu fühlen
- Frage dich, was die Ursache dafür ist, dass du dich nicht schön fühlst? Fühlst du dich gänzlich nicht schön oder ist es nur ein bestimmter Teil deines Körpers?
- Definiere, was dir an deinem Körper nicht gefällt!
- Hinterfrage, ob es dir nicht gefällt, weil es dir nicht gefallen darf, weil es nicht in bestimmte gesellschaftliche Konventionen passt, oder weil du es selbst nicht magst?
- Stell dich vor den Spiegel und schau die Stellen an, die du an dir nicht magst. Fang an sie zu lieben, vielleicht kommt dir dann die Erkenntnis, dass diese Stellen kein Problem für dich darstellen, sondern eher für Teile der Gesellschaft.
- Trage deine „Problemstellen“ mit Stolz, sie sind ein Teil von dir. Entscheidend ist, selbst mit sich zufrieden zu sein. Sage dir: „Ich bin schön, ich fühle mich schön!“ Je öfter man es zu sich sagt, desto mehr verinnerlicht man es und desto mehr fühlt man es.
Fotocredit Header: Rock Your Curvys by Angelina Kirsch