Blonde Mähne, Wespentaille, fülliger Busen und unendlich lange Beine – seit 1959 bringt die superschlanke Barbie-Puppe einen Body Type in die Kinderzimmer, der nicht mal ansatzweise dem eines Models und erst recht nicht der Figur einer normalen Frau entspricht. Tatsächlich hätte die Kult-Puppe – übertragen auf ein lebensgroßes Modell – eine Körpergröße zwischen 1,88 und 2,26 Metern und aufgrund ihrer Proportionen als reale Frau überhaupt keine Überlebenschance. Allein die extrem schmale Taille bietet kaum Platz für die Organe, berichtet Woman.at.
Anm. der Red.:
Ein Leseliebling vom Januar 2022, der angesichts des Hypes um den Spielfilm “Barbie” von Greta Gerwig erneut Relevanz erhält. Die Komödie beschreibt das Leben im Barbie-Land, das symbolisch dafür steht, ein perfektes Dasein an einem perfekten Ort zu führen. Eine Gesellschaftssatiere mit und über die legendäre Barbie-Puppe, die für viele die Idendifikationsfigur des Weibchen-Klischees darstellt und in all den Jahren sowohl zum Hass- als auch zum Sehnsuchtsobjekt mutiert ist.
Body Positivity, Diversity & Inklusion im Kinderzimmer
Was für eine Begeisterung ging durch die Medien, als 2015 der Puppen-Hersteller Mattel sein Sortiment um mehr als 20 Barbies mit verschiedenen Hautfarben erweiterte. Ein Jahr später ging die erste Curvy Barbie mit “etwas mehr” Hüfte und Po an den Start. 2017 folgte ein Modell, das einen Hidschab trägt. Seit 2019 sind Barbies im Rollstuhl, eine mit Beinprothese und seit etwa zwei Jahren eine Variante mit der Autoimmunerkrankung Vitiligo im Sortiment. Eine neue Vielfalt, die laut Mattel einer realistischeren Darstellung von Menschen entsprechen soll. Selbst die Fußstellung wurde im Zuge der Modifizierung bei manchen Modellen geändert. Hatte Barbie früher nur “High Heels Füße” und konnte nur mit hohen Hacken unterwegs sein, gibt es jetzt auch Puppen mit flacher Fußstellung.
Laut CBS News waren im Jahr 2019 sieben der zehn meistverkauften Mattel-Puppen divers, darunter eine Barbie, die einen Rollstuhl nutzt. Am häufigsten verkauft wurde eine “kurvige schwarze Fashionista mit Afrofrisur”.
Dann doch lieber schlank statt curvy?
Viele Frauen zeigten sich begeistert als vor gut fünf Jahren Curvy Barbie angekündigt wurde, doch wer beim vorweihnachtlichen Spielzeugkauf die Regale der Spielwarengeschäfte unter die Lupe nahm, musste feststellen, dass das Gros der angebotenen Barbies der Klischee-Barbie entsprach, das berichtet Beate Hausbichler vom Standard. Ihre Recherchen ergaben, dass selbst “Curvy Barbie in Wahrheit superschlank ist” und einer realen Konfektionsgröße 36 entsprechen würde. Zudem würde sie sich schlechter verkaufen als ihre Schwester mit den überzogenen Idealmaßen.
“Kinder wollen oft genau das, was alle anderen haben – und das ist vor allem die herkömmliche Barbie. Sie ist noch immer die Norm”, so Hausbichlers Fazit.
Nachfrage bestimmt das Angebot
Dass die “Curvys” zwar gekauft werden, doch noch immer der Anteil der Standard-Barbies in ihren Ladengeschäften deutlich höher ist, bestätigten uns bei einer bundesweiten Stichprobe Mitarbeiter|innen renommierter Spielwarengeschäfte. Auch könne man beim Betrachten der Puppe (Anm. der Red.: in der Verpackung) nur schwer erkennen, dass es sich um eine Curvy Barbie handeln soll, berichtet uns eine Fachverkäuferin. Lediglich der Umfang der Oberschenkel lasse bei manchen Modellen den Rückschluss zu, dass es sich um eine – wohlgemerkt durchtrainierte – Größe 38/40 handeln könnte und damit keineswegs einer realen Curvy Körperkontur entspricht. Im Schnitt haben Frauen im deutschsprachigen Raum doch im Schnitt Konfektionsgröße 42. Rund ein Drittel der Frauen trägt Konfektionsgröße 44 plus.
Dass man dem umstrittenen Schönheitsideal der Kult-Puppe auch anders begegnen kann, zeigen mittlerweile einige Spielwarengeschäfte: Sie haben Barbie aus ihrem Sortiment verbannt.
Foto: Sandra Gabriel | Unsplash
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