Demütigung statt Diagnose: Schluss mit medizinischer Diskriminierung bei Lipödem

„Ich freue mich schon, Sie in Unterwäsche zu sehen.“

Diesen übergriffigen Satz hörte eine Lipödem-Patientin im Behandlungszimmer. Von einem Arzt! Leider ist sie keine Ausnahme. Immer wieder berichten Frauen von vergleichbaren Erfahrungen: abwertende Kommentare, Beschämung oder schlichte Ignoranz, wo sie doch eigentlich Hilfe suchen.

Caroline Sprott kennt das nur zu gut. Sie ist selbst Lipödem-Patientin, Autorin und seit über 15 Jahren Vertrauensperson der deutschsprachigen Lipödem-Community. Frauen berichten ihr regelmäßig über ihre diskriminierenden Erlebnisse in Arztpraxen.

Isabel Garcia, Speakerin, Autorin und vieles mehr | Credits: PlusPerfekt
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Interview mit Isabel Garcia „Wenn dicke Beine Mode wären“
„Das ist keine Krankheit, Sie sind einfach dick.“
„Wenn ich Ihre Figur hätte, hätte ich auch Schmerzen.“
„Lipödem ist doch nur eine Modekrankheit.“

Diese und ähnliche Sätze sind für Lipödem-Patientinnen keine Seltenheit. Für Caroline sind das keine Einzelfälle, sondern Symptome eines strukturellen Problems: Es fehle an Aufklärung über chronische Erkrankungen wie Lipödem – eine fatale Lücke in der medizinischen Ausbildung. Für viele Frauen führt das zu einem schmerzlichen Vertrauensverlust – sowohl in die Medizin als auch in sich selbst.

Lipödem: Mehr als „dicke Beine“

Lipödem ist eine chronische, schmerzhafte Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Hohe Druckempfindlichkeit, Schmerzen, Mobilitätseinschränkungen und starke körperliche sowie psychische Belastungen sind die Folgen. Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg hinter sich, kämpfen Jahre um eine korrekte Diagnose und eine angemessene Therapie.

Britta, Denise, Sabrina & Janine haben Spaß beim Lipödem-Shooting | Foto: Melanie Grabowski
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Nachgefragt: Was ist eigentlich Lipödem? Foto: Melanie Grabowski

Was sie sich wünschen? Kein Mitleid, sondern kompetente Ärztinnen und Ärzte, die sie ernst nehmen. Denn oft entstehen verletzende Aussagen nicht aus Absicht oder Böswilligkeit, sondern schlicht aus Unwissenheit.

Petition für Veränderung: Wissen, Würde, Wandel

Caroline Sprott will das ändern. Sie macht sich dafür stark, dass Lipödem-Patientinnen und -Patienten in den verletzlichsten Momenten ihrer Odyssee Schutz erhalten. Sie fordert mit einer Petition an Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender der deutschen Ärztekammer,

  • ein verpflichtendes Ausbildungsmodul zu Lymphologie und Lipödem
  • respektvolle Kommunikation im Behandlungsalltag
  • medizinische Standards zur Diagnose, Therapie und Unterscheidung von einem Lymphödem
  • Aufklärung über die psychosoziale Belastungen Betroffener und
  • die Gefahren diskriminierender Sprache
  • eine bundesweite, rechtssichere Meldestelle für diskriminierendes Verhalten von Behandelnden im Umgang mit ihren Patienten.

Jetzt mitmachen und unterstützen!

Jede Stimme zählt. Wenn auch du findest, dass Patientinnen und Patienten einen würde- und respektvollen Umgang und medizinisches Fachwissen verdienen, dann:

  • unterzeichne die Petition -> change.org/lipoedem-petition
  • teile sie in deinem Netzwerk
  • zeig Solidarität – denn Medizin sollte helfen, nicht verletzen.

Gemeinsam können wir etwas bewegen.

Lipödem | Caroline Sprott von Lipoedemmode mit Kompression am Arm | Credits: Lipoedemmode
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Liposuktion bei Lipödem – Das Spiel mit der Hoffnung von Caroline Sprott | Credit: Lipoedem Mode