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Interview mit Paula Lambert: Haben schöne Menschen den besseren Sex?

Beeinflussen meine Körpereinstellung und evtl. Hemmungen mein Beziehungs- und Sexleben? Sabotiere ich mich dadurch selbst? Tut mir mein Partner wirklich gut? Und warum eigentlich sind raschelnde Maxi-Kleider nicht längst wieder in Mode?!

Paula Lambert ist Journalistin und Kolumnistin. Sie ist bekannt als (S)Expertin in TV-Formaten wie “Paula kommt – Sex- und gute Nacktgeschichten” auf Sixx. Zusammen mit Miyabi Kawai war ist sie prominentes Gesicht der Sheego-Kampagne #nobodyisthesame. In Hamburg nahm Paula sich Zeit für ein ausführliches Gespräch.

Wenn du das Gespräch lieber ansehen möchtest, hier der Clip zum Interview.

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Review: Ein Thema, das einfach nie uninteressant wird. Das Gespräch mit Paula führten wir 2018.

Haben schönere Menschen den besseren Sex?

Paula Lambert: (Lacht) Ich muss an eine Anekdote denken, die mal ein Stern-Reporter aufgeschrieben hat: In einem Zug von Zagreb nach Wien stieg ein lustiger Mann ein. Der sagte, er würde in in Wien aussteigen, weil er dort eine Freundin habe. Die sei ausgemacht hässlich, weil er festgestellt hat, dass hässliche Frauen sich beim Sex mehr bemühen würden. Das finde ich ebenso klischeehaft wie, dass schönere Menschen besseren Sex haben sollen. Also ich glaube, es hat derjenige den besseren Sex, der in der Lage ist, sich selbst und den anderen Menschen zu genießen.

Du bist Journalistin, Moderatorin und Sexualitätserzieherin. Was genau darf man unter einer Sexualitätserzieherin verstehen?

Paula Lambert: Mein Ansatz ist es den Menschen beizubringen ein glückliches Leben zu führen. Da es schon viele Leute gibt, die über Sport und Ernährung sprechen, hat mich immer schon mehr die Art interessiert wie Menschen Beziehungen führen. Auch im körperlichen Sinne. Und vor allen Dingen, warum es vielen so schwer fällt, das was sie haben zu genießen, beziehungsweise auch den richtigen Partner dafür auszuwählen. Das ist meine Aufgabe, die ich mir gestellt habe. Ich möchte, dass die Menschen ein glücklicheres Beziehungsleben und eine glücklichere Sexualität erleben können. Darum stelle ich die vielen Wie-Warum-Weshalb-Fragen. Ich glaube, wie die Teile ineinander stecken, das versteht man irgendwann. Aber viel mehr interessieren mich die Fragen: Was macht deine Sexualität mit dir? Warum hast du diese Sexualität, die dich eigentlich unzufrieden macht? So ist es nämlich in den meisten Fällen. Und wie kann ich dir helfen dein Leben so zu verändern, dass du es anders machen kannst?

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Viele sind ein bisschen unzufrieden mit ihrem Körper und haben Selbstzweifel. Nehmen wir diese Selbstzweifel sehr stark mit in das Sexleben? Ist das begründet oder eigentlich nicht, weil es da keine Rolle mehr spielt?

Paula Lambert: Das liebende Auge hält sich nicht an Körpermaßen auf. Das Problem daran ist, dass ganz viele Leute Partner auswählen, die sie nicht in der Tiefe ihres Wesens schätzen, sondern die sie als Statussymbol benutzen oder, weil sie nicht alleine sein wollen und die dann die ganze Zeit sagen: “Du hast aber ganz schön zugenommen”. Wenn es krankhaft ist, ist es völlig richtig etwas zu sagen. Mir schreiben aber teilweise Frauen, die winzige Speckröllchen haben und sagen “Ich hab nur noch Sex im Dunkeln, weil ich nicht will, dass er das sieht.” Natürlich ist es gut gesund und fit zu sein, ganz klar. Es gibt viele Methoden, die dahin führen. Aber wenn man es aus ganz vielen verschiedenen Gründen nicht schafft, zum Beispiel weil man ein emotionaler Esser ist oder einfach zu viel Druck im Leben hat, dann finde ich es ganz schlimm sich das Leben derart zu verbauen, dass man nichts mehr genießen kann. Darum finde ich das sehr sehr wichtig sich früh mit dem eigenen Selbstverständnis auseinanderzusetzen. Das hat bei mir auch viele Jahrzehnte gedauert, aber jetzt habe ich das gut im Griff und darum bin ich auch froh, dass ich Teil dieser Kampagne sein darf, weil ich es auch so satt habe, dass Frauen immer ihren Körper verstecken. So ein Quatsch.

Aber wo ist da der Maßstab?

Paula Lambert: Natürlich, an einen ganz ganz schlanken Körper kannst du viel mehr Kleidung dranhängen, beziehungsweise ist der Markt viel größer, aber das ändert sich ja jetzt auch. Was schön gefunden wird, da sind wir ja alle ein bisschen “gemainstreamed”. Wenn man Heidi Klum oder ihre Sendung anschaut, dann ist das wirklich bedenklich, weil es da keinerlei Vielfalt gibt. Und ich habe heute auf dem Shooting gesehen wie viele wunderschöne Frauen es gibt, die aber nicht so aussehen, dass Heidi Klum die Hände zusammenschlagen würde. Für mich hat schön sein tatsächlich keine Form, kein Size. Ich finde mich auch schön und ich bin viel pummeliger als all meine Kolleginnen.

Oftmals werden Menschen wegen ihrer Körperkontur diskriminiert oder es kommt ihnen zumindest so vor, dass sie deshalb diskriminiert werden. Da stellt sich die Frage: Ist es tatsächlich die Körperkontur oder ist es eine andere Unsicherheit, ein Defizit, das dann auf den Körper projiziert wird?

Paula Lambert: Häufig, natürlich. Viele Leute fressen sich ja auch erst eine Speckschicht an, weil sie eben diese Unsicherheit haben und die nicht herausfiltern können. Darum ist es mir so wichtig, dass jeder sich selber genau anguckt, egal in welchen Bereichen. Und sich dann fragt: Warum verhalte ich mich mir gegenüber eigentlich so? Warum nehme ich immer nur Partner, die mich runter machen? Warum esse ich immer nur Schokolade? Warum sage ich immer, ich habe keine Lust an die frische Luft zu gehen und zocke lieber? Das “Warum” hat eben so eine große Tiefe und die äußere Hülle hat nur einen ganz ganz kleinen Teil daran.

Du sagst, die Liebe sieht keine Fettpölsterchen oder kleine Makel. Angenommen ich lerne jemanden neu kennen und denke zum Beispiel mein Busen ist zu klein, mein Po zu groß. Bin ich besser damit beraten das für mich zu behalten, weil er vielleicht gar nicht auf diese Makel gekommen wäre oder spreche ich es an?

Paula Lambert: Warum solltest du es ansprechen?

Vielleicht weil mich meine Unsicherheit so dazu drängt …

Paula Lambert: Nein, das wäre ganz tragisch. Da gehst du in eine Verabredung mit den Worten: “Ganz ehrlich, toll, dass du dich mit mir verabredest. Macht sonst keiner, weil ich absolut entsetzlich bin.” Ich glaube, wenn jemand an einem anderen Menschen interessiert ist, dann interessieren ihn solche Details tatsächlich nicht, weil man ja mehr ist als die Summe des Äußeren.

Hast du Tipps wo man hingehen sollte, um jemanden kennenzulernen? Was ist in Zeiten von Social Media noch ein Ort, wo man jemanden kennenlernt?

Paula Lambert: Du meinst einen potentiellen Partner? Ich bin ja Anhängerin des persönlichen Kennenlernens. Ich würde mir immer ein Hobby suchen oder irgendeinen Verein, wo viele Menschen des jeweils interessanten Geschlechts sind. Und einfach meinen Horizont erweitern: Reisen, mich Clubs anschließen … Es gibt Lesezirkel, die sich treffen. Es gibt Bogenschießvereine. Es gibt alles, was man sich vorstellen kann. Du wirst bloß niemanden kennenlernen wenn du zu Hause sitzt und dich versteckst. Du wirst auch aus dem Internet keinen kennenlernen, weil du dich dann immer in die Sicherheit der eigenen vier Wände zurückziehen wirst. Ich finde, man muss Dating auch üben. Und man muss auch üben sich blutige Nasen zu holen, weil das passiert unheimlich oft. Du findest nicht so schnell jemanden für den du dich interessierst – in Wahrheit – und der sich für dich interessiert. Das ist einfach eine knifflige Angelegenheit. Zunächst, vor dem Dating, muss man sich aber klar werden: Warum brauche ich unbedingt einen Partner? Was ist mein Gedanke dahinter? Wenn man sich nur wertig fühlt, wenn man einen Partner hat, dann ist das zu viel Last für den anderen. Der wird das spüren und dann wird es da kein zweites Date geben.

In der heutigen Zeit sind ja alle unwahrscheinlich cool und das steht einem oftmals im Wege dabei jemanden kennenzulernen.

Paula Lambert: Ich würde einfach authentisch sein. Das ist ja auch was Sheego ist: Authentische Kleidung für authentische Menschen. Sich zu verstecken oder verkleiden ist Quatsch. Jeder, der einigermaßen alle Sinne beisammen hat wird diesen Betrug sofort aufdecken. Ich rate keinem cool zu tun. Was man machen kann und was tatsächlich effektiv ist, sind kleine Spielchen einzubauen, wie nicht sofort zurückzurufen. Also diese Bedürftigkeit, die sich ja über die Jahre als Single häufig manifestiert, nicht sofort auszuspielen, sondern zu zeigen: Ich hab ein eigenes Leben und da kümmere ich mich drum. Ich fände es schön eine Begleitung zu haben, muss aber nicht. Und darum warte ich jetzt erst mal und antworte dann, wenn ich mein Zeug fertig gemacht habe.

Du bist Markenbotschafterin von Sheego und hast heute auch eines der Outfits an. In deinen Sendungen sieht man dich oft in Kleidern.

Paula Lambert: Ja, aber ich habe auch Sheego getragen in meinen Sendungen. ]

Ist ein Kleid für dich ein Favorite? Ziehst du gerne Kleider an?

Paula Lambert: Ich ziehen sehr gerne Kleider an. Noch lieber ziehe ich Maxikleider an, die mir aber eigentlich gar nicht stehen, weil ich einen Tick zu klein dafür bin. Zumindest wenn ich keine hohen Schuhe anhabe. Also ich bin 1,71 m groß. Ich finde Kleider sind so kleidsam. Ich mag Kleider. Mein großer Traum wäre, dass eine Mode wiederkommt, in der es bodenlange Kleider aus raschelnden Stoffen gibt. Das finde ich fantastisch. Und, die man immer so anheben muss bevor man die Treppen hoch steigt. Aber kommt vielleicht, mal gucken. Vielleicht können wir Sheego da einen Hinweis geben: Lange Kleider, die rascheln.

Wir haben gesehen, du gibst auch Styling-Seminare.

Paula Lambert: Viele haben tatsächlich Schwierigkeiten, sich mit einer gewissen Körperform vernünftig anzuziehen. Ich bin jemand, der sehr gerne Taillen betont und auch Farben mag. Ich habe jetzt einfach viel Erfahrung durch eigenes Erleben und vor der Kamera stehen. Wer möchte kann das buchen.

Spannend! Du wirkst immer so cool und gelassen. Nicht nur im TV, tatsächlich jetzt auch hier im Gespräch. Ich möchte nicht sagen du wirkst, du bist es. Gab es mal eine Frage, die dich total aus dem Konzept gebracht hat?

Paula Lambert: (Überlegt) Nein, also total aus dem Konzept nicht. Nö. Die Fragen sagen ja auch immer viel über den Fragesteller. (Anmerkung der Redaktion: Ups!) Ich kann mich jetzt nicht erinnern, dass mich was total aus dem Konzept gebracht hat.

tb

Was würde dich denn aus dem Konzept bringen?

Paula Lambert: Vielleicht Fragen, die sehr privat werden. Wo ich dann sagen müsste, dass ich das nicht beantworten möchte. Ich finde fast alles interessant, spannend und beantwortungswürdig. Man kann mich ja auch nicht so gut schocken. Ich habe sehr viel gesehen und sehr viel gehört und gelesen und erfahren. Also, da gibt es leider nichts. (Lacht)

Vielen Dank für das Interview!

 

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