Einfach mal schnell die Alltagssorgen und den Berufsstress vergessen und sich bei einem Wellnesswochenende wieder regenerieren. Gäste aus aller Welt gaben teils Unsummen für einige Tage Wohlfühlurlaub und die Entspannung von Körper und Geist aus.
Erstmals rückläufige Zahlen
Deutschlands Wellness- und Gesundheitshotellerie boomte über lange Zeit hinweg. Jährlich kamen zahlreiche neue Betriebe hinzu und die Behandlungs-, Ernährungs-, Spa- und Zusatzangebote wuchsen peu a peu. Jetzt steht die Branche vor einer Zäsur, sagt Christian Werner, Herausgeber des Wellnesshotelführers Relax Guide. Erstmals seit Bestehen des Guides gäbe es eine rückläufige Zahl von Wellnessbetrieben.
„Seit Beginn unserer Erhebungen im Jahr 1999 stieg die Zahl der Wellnesshotels Jahr für Jahr an“, weiß Werner. Waren es zum Start des Wellnesshotelführers knapp 280 Betrieben mit Spa-Angebot, sind es aktuell in Deutschland 1.152. Allerdings, so der Herausgeber, beobachte er erstmals seit 25 Jahren mehr Hotelschließungen als Neueröffnungen. Bis zum Jahr 2019 schlossen jährlich im Schnitt 3,2 Hotels. „Dann kamen Corona-Maßnahmen, Lockdowns, Krieg und Arbeitskräftemangel: Seit 2020 beobachten wir einen deutlich wachsenden Trend bei den Schließungen.“ Für 2023 weist der Guide den Rekord von 27 Schließungen aus.
Preiserhöhungen von fast 9 Prozent
Dem gegenüber steigen die Preise weiterhin an. Für ein Doppelzimmer mit Halbpension muss der Gast in Deutschland um durchschnittlich 8,9 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr. In Österreich sind es 6,4 Prozent und in Südtirol 7,5 Prozent. In Einzelfällen mache die Preissteigerung sogar bis zu 30 Prozent aus. Durchaus verständlich, dass viele Urlauber ihre Freizeitgestaltung überdenken und sich Destinationen suchen, in denen es günstiger ist.
Für Werner sind die Auswirkungen auf die Branche bedrohlich: Viele Hotels sehen sich gezwungen, ihr Angebot zu verringern. So hätten rund 45 Prozent die in der Branche übliche Dreiviertelpension (Halbpension mit Light Lunch und Nachmittagsjause) auf eine reine Halbpension reduziert. Vielfach wurde auch der Umfang der Dreiviertelpension verringert. Die Anzahl der Häuser, die nur noch Übernachtung mit Frühstück ohne Halbpension anbieten, sei um knapp 50 Prozent gestiegen.
„Die Branche steht unter starkem Druck“, weiß Werner. Auch der Mangel an Mitarbeitern habe mitunter Ausmaße erreicht, die vor kurzem noch als unvorstellbar gegolten hätten. Ein stark variierendes Leistungsangebot sei vielerorts die Folge. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Angebote nur schwer überschau- und vergleichbar sind.
Für die Jubiläumsausgabe des Relax Guides wurden mehr als 2.300 Wellness- und Gesundheitshotels in Österreich, Deutschland und Südtirol anonym getestet, kommentiert und die besten mit bis zu vier Lilien ausgezeichnet. In der Vergangenheit haben die anonymen Hoteltester einige Missstände aufgedeckt. Sie brachten unter anderem den Bio-(Frühstücksei)-Schwindel ans Licht, vielfach verbreitete Nonsens-Behandlungen, das werbliche Schummeln mit den Spa-Größenangaben und eklatante Mängel bei der Poolwasserhygiene. Die Testergebnisse, so Werner, schafften es nicht selten bis in die Aendnachrichten.
Der seit 1999 jährlich erscheinende Wellnessführer Relax Guide ist als Buch für 26,90 Euro erhältlich. Außerdem gibt es den Wellnessführer als Onlineportal und App.
