Immer mehr Menschen lassen sich kleine wie große Kunstwerke mit persönlicher Bedeutung tätowieren. Wichtige Daten oder Schlüsselmomente des Lebens werden auf der Haut verewigt. Doch gerade beim ersten Tattoo herrscht viel Unsicherheit darüber, was man vor dem Stechen tun und was man besser lassen sollte. PlusPerfekt sprach mit dem Tattoo-Experten und Piercer Steve Pierce über die wichtigsten Fragen seiner Kund|innen.
Vorfreude & Nervosität vor dem Schmerz
Die Vorfreude auf den ersten Tattoo-Termin mischt sich oft mit der Nervosität vor dem Unbekannten. Das ist vollkommen normal und eine gewisse Überwindung gehört für viele beim ersten Mal dazu. Wie schmerzhaft das Tätowieren tatsächlich sein wird, ist komplett individuell und lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Schmerzempfinden, Tattoogröße und Körperstelle fällt das beim Tätowieren sehr unterschiedlich aus, weiß Steve Pierce.
Was jedoch viele bestätigen ist, dass es gerade da am meisten schmerzt, wo die Haut sehr dünn ist. Also beispielsweise zwischen den Fingern, am Ellenbogen oder an den Füßen. Zudem in der Nierengegend, auf dem Bauch sowie im Gesicht. Als „besonders schmerzhaft“ werden Tattoos am Nacken, an der Innenseite der Ober- und Unterarme sowie an der Innenseite der Oberschenkel und an den Schienbeinen. beschrieben. Als weniger schmerzhaft gelten Tattoos an der Außenseite der Arme und den Schulterblättern. Doch diese Informationen beruhen auf individuellen Aussagen und können keineswegs als pauschale Empfehlung für die Platzierung eines Tattoos angesehen werden. Dass offenbar am Ende die Freude über das bleibende Kunstwerk überwiegt, zeigt eine Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die besagt, dass mehr als die Hälfte der Tattoo-Träger|innen es für sehr oder eher wahrscheinlich hält, sich sich ein weiteres Motiv stechen lassen.
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Italien ist übrigens Spitzenreiter in Sachen Tätowierungen. Laut Statista haben dort 48 Prozent aller Befragten ein Tattoo. Bei den deutschen Umfrageteilnehmern gaben immerhin 36 Prozent an, dass sie mindestens ein Tattoo hätten. Befragt wurden übrigens rund 9.000 Internetnutzer in 18 Ländern.
6 Tipps zur Vorbereitung auf dein Tattoo
Du solltest dich gut auf den Tattoo-Termin einstellen und auch deine Zeitplanung der nächsten Wochen darauf ausrichten. Denn es geht bei der Vorbereitung nicht allein um Auswahl des passenden Motivs. Beim Tätowieren wird Farbe in die zweite Hautschicht gestochen. Um Gefahren für die Gesundheit zu vermeiden und einen guten Heilungsprozess nach dem Stechen zu unterstützen, gilt es deshalb einige Dinge zu beachten.
- Die Haut darf an der Stelle des Tattoos nicht zu stark sonnengebräunt sein. Außerdem solltest du zum Tattoo-Termin weder Wollkleidung noch weiße Kleidung tragen.
- Die richtige Pflege und Versorgung nach dem Tätowieren ist entscheidend. Am besten das Tattoo mit Luft und hochwertigen Pflegecremes versorgen. Es ist wichtig, dass die behandelte Stelle regelmäßig mit frischer Luft in Kontakt kommt.
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Duschen und Wasserkontakt sind erlaubt. Allerdings solltest du die Tattoostelle keinesfalls trockenreiben, sondern vielmehr vorsichtig trocken tupfen.
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Aufreiben und Kratzen sind tabu. Falls die Wundstelle juckt, darfst du alternativ sanft darauf klopfen.
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- Wähle eine gute Hautpflege. Sie hilft beim Heilungsprozess. Stark fetthaltige Pflegeprodukte wie beispielsweise Vaseline sollten nicht auf die Wundstelle aufgetragen werden. Sie fetten, helfen nicht bei der Heilung und entziehen frischen Tattoos die Farbe.
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In den Wochen nach dem Tätowieren keinen Sport treiben. Sonneneinstrahlung und starke Hitze gilt es zu vermeiden. In den ersten vier Wochen sind deshalb Sonnenbaden und Solarium ebenso verboten wie der Gang in die Sauna oder ins Dampfbad.
Einige Tätowierer|innen empfehlen sehr schmerzempfindlichen Kund|innen eine Schmerztablette vor der Anwendung. Doch Vorsicht, sie darf nicht blutverdünnend sein. Deshalb besser vorher beim Tattoo-Studio, dem Hausarzt|in oder in einer Apotheke informieren.
Tattoos, mehr als nur ein Trend
Tätowierungen gibt es seit langer Zeit in vielen Kulturen. Ihre genaue Herkunft lässt sich nur schwer festlegen, da sie unabhängig von einander auf der ganzen Welt entstanden sind. Die ältesten bekannten Tätowierungen wurden auf ägyptischen Mumien gefunden und in der Altai-Region in Sibirien entdeckt. Sie sind weit mehr als 5.000 Jahre alt.
Bereits in der Antike* tätowierten die Griechen und Römer Sklaven und Verbrecher. Die Thraker (in der Region des heutigen Bulgariens) trugen kunstvolle Tattoos. Auch bei den pazifischen Inselkulturen, wie den Maori in Neuseeland und den polynesischen Kulturen, waren Tattoos weit verbreitet. In Japan entwickelte sich eine spezielle Form der Tätowierung. Sie nennt sich „Irezumi“ und steht mit dem organisierten Verbrechen der Yakuza (im weitesten Sinne vergleichbar mit der Mafia in Europa) in Verbindung. In Indien wurden Tätowierungen aus religiösen Gründen und als Schönheitsmerkmale gestochen. In Europa brachten überwiegend die Seefahrer im 18. und 19. Jahrhundert Tattoos mit nach Hause. Während der Entdeckungsreisen kamen sie mit Kulturen in Kontakt, bei denen Tätowierungen bereits weit verbreitet waren.
*) Von 800 vor bis 500 nach Christus.