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“Kinder gehören nichts ins Netz” – Natascha Ochsenknecht im Interview

Natascha Ochsenknecht

Natascha Ochsenknecht | Credits: Natascha Ochsenknecht / bluesparrow PR & Management

Natascha Ochsenknecht sammelt derzeit in einer Online-Petition Unterschriften für schärfere Strafen bei Kindesmissbrauch. Die Petition startete vor drei Wochen und bereits über 250.000 Mal unterzeichnet..

2019 erfasste das Bundeskriminalamt 15.701 Kinder, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. Ungezählt ist dabei die Dunkelziffer der Kinder, deren Missbrauch nicht bei der Polizei gemeldet wurde. Derzeit gelten bei Fällen von Kindesmissbrauch Verjährungsfristen zwischen fünf und 20 Jahren. Bei Missbrauch mit tödlichem Ausgang 30 Jahre. (Quelle: Statista, §78 StGB)

Verjährungsfristen für die Täter, wo doch missbrauchte, vergewaltigte und gequälte Kinder ihr Leben lang unter den Folgen leiden? Natascha Ochsenknecht fordert daher:

– Die Gesetze müssen geändert werden. Missbrauch muss ein Verbrechen werden. Die Verjährungsfrist muss aufgehoben werden.
– Unsere Kinder brauchen eine eigene Task Force.
– Der Staat steht in der Pflicht, professionell die Beweise zu sichern.
– Die Jugendämter, Schulen und Kitas müssen handlungsfähiger werden. 

1. Natascha, Du brauchst für deine Petition 1.000 Unterschriften, aktuell sind es bereits über 255.000. Hast Du mit so viel Zuspruch gerechnet?

Natascha Ochsenknecht:

Tatsächlich habe ich nicht mit so viel Zuspruch gerechnet. Mein erstes Ziel waren 100 und nun innerhalb 14 Tage dieses Ergebnis das hat mich sehr berührt.

2. Für missbrauchte Kinder verjährt die Tat nie. Für die Täter gibt es Verjährungsfristen zwischen fünf und 20 Jahren. Wie erklärst du dir, dass in all den Jahren seitens der Politik und der Justiz noch niemand diese Verjährungsfristen aufgehoben hat?

Natascha Ochsenknecht:

Anscheinend gab es leider immer wieder „wichtigere” Dinge als die Verjährungsfrist aufzuheben. Die alten Gesetze müssen der heutigen Zeit angepasst werden, durch die Medien und Sozialen Netzwerke kommen täglich Missbrauchs-Geschichten auf den Tisch. Die Menschen werden mutiger und trauen sich zu reden, weil sie sehen, ich stehe nicht alleine da mit meiner Geschichte.

3. Einer Deiner Söhne wurde als Kind missbraucht. Konntet ihr darüber sprechen? Wie habt ihr gelernt damit zu leben?

Natascha Ochsenknecht:

Natürlich konnten wir darüber reden, sonst wäre es nicht zur Anzeige gekommen. Es dauert eine Zeit bis alles wieder besser wird. Das wichtigste war für mich, die Normalität für das Kind beizubehalten.

4. Missbrauch findet oft in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis statt. Hat der Missbrauch für euch die Art und Weise wie ihr Bekannten und Freunden begegnet verändert?

Natascha Ochsenknecht:

Nein, denn das wäre schrecklich und auch nicht gut für die Familie wenn man sich plötzlich isoliert.

5. Du hast den Täter damals auf Basis eigener Recherchen in Haft gebracht. Wie kann man sich das vorstellen?

Natascha Ochsenknecht:

Es gab keinen Haftbefehl und der Täter befand sich nur noch für eine Woche in L.A. Angeblich war er nicht Polizeibekannt. Ich konnte das nicht glauben, und habe mir Zutritt zu seiner Wohnung verschafft (nicht nachmachen bitte). Dort fand ich tatsächlich die Beweise, in elf Fällen, Bewährung bekommen. Es war ein Skandal, ich bin damit zu meinem Anwalt, wir haben dann Druck auf die Behörden gemacht und innerhalb einer Stunde war der Haftbefehl da.

6. Hat Dich die Polizei in dieser Zeit unterstützt?

Natascha Ochsenknecht:

Die Polizei, die Psychologen und auch der Richter haben sich damals wirklich super verhalten.

7. Wenn Du einen direkten Appell an Jugendämter, Schulen und Kitas geben könntest, was wäre das?

Natascha Ochsenknecht:

Erstmal müssen alle Menschen, die mit Kindern arbeiten oder auch zu tun haben besser durchleuchtet werden, da fängt das Problem schon mal an. Danach braucht es eine viel bessere Aufklärung, um den Kindern zu zeigen was ein Nein bedeutet.

8. Was rätst du anderen Müttern und Vätern, die vermuten, dass ihr Kind Opfer von Gewalt wurde?

Natascha Ochsenknecht:

Ihr Kind sofort ernst zu nehmen und das auch zu zeigen. Ein Satz wie ,,Bist Du Dir sicher“, kann viel kaputt machen. Ich würde direkt Anzeige erstatten, es sollte auch sofort ein Video mit Aussage des Kindes aufgenommen werden. Das erspart einige Anhörungen.

9. Was rätst du Eltern, die noch immer Fotos ihrer leicht bekleideten Kinder ins Netz stellen?

Natascha Ochsenknecht:

Kinder gehören nicht ins Netz, auch wenn man stolz auf sie ist, das Risiko ist einfach zu groß.

Unterstütze auch du die Petition von Natascha Ochsenknecht und unterzeichne jetzt auf Change.org.

Foto-Credits: Natascha Ochsenknecht / bluesparrow PR & Management

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