Kaum zu glauben: Neben unserer Ernährung und der Lebensweise, sind unsere Gedanken nachweislich dafür verantwortlich wie schnell wir altern. Die gute Nachricht: Indem wir toxische Gedankenmuster erkennen und vermeiden, unterstützen wir die Zellerneuerung und beugen so frühzeitigem Altern vor.
Wie kann es sein, dass manche Menschen noch im hohen Alter eine sprühende Jugend ausstrahlen, während deutlich jüngere Menschen vorzeitig altern? Diese Frage beschäftigt die Menschheit bereits seit Jahrhunderten. In den letzten Jahren wurde dank umfangreicher Forschung immer deutlicher, dass die unterschiedlichen Alterungsprozesse durch das komplexe Zusammenspiel zwischen Genen, sozialen Beziehungen, unserer Umwelt und unserem Lifestyle bedingt sind. Dabei ist die Auswirkung unserer Gene nicht in Stein gemeißelt. Wir werden zwar mit einem Gen-Set geboren, unsere Lebensweise beeinflusst aber wie stark sie sich tatsächlich ausprägen. Manche Faktoren in unserem täglichen Leben können sogar dazu führen, dass sich bestimmte Gene aktivieren oder deaktivieren. Tief im Herzen unserer Genetik liegen die Telomere. Sie bilden die Enden unseres Chromosom-Strangs und halten – sozusagen – alles zusammen.
Verkürzte Telomere schwächen den Körper und lassen uns vorzeitig altern
Um zu verstehen, wie Telomere mit unserem Älterwerden zusammenhängen, muss man wissen, dass sich im Laufe unseres Lebens die Zellen in unserem Körper täglich erneuern. Auch Telomere erneuern sich, werden aber mit jeder Zellteilung kürzer. Ihre Beschaffenheit und Länge bestimmen das Tempo unserer Zellalterung und somit auch das Entstehen von Krankheiten, wie Krebs, Diabetes, aber auch das Auftreten von optischen und gefühlten Alterserscheinungen. Je stärker die Telomer-Verkürzung begünstigt wird, desto schneller altern wir. Körperlich und im Empfinden.
Positives Denken verlängert Telomere
Das Telomere sich verkürzen ist keine brandneue Erkenntnis. Die Beobachtung, dass sie sich aber auch wieder verlängern können, schon. Sie führen nicht nur die Befehle unseres genetischen Codes aus, sie hören auch auf unseren Körper. Steht unser Körper beispielsweise unter Stress, stehen auch unsere Zellen unter Stress. Die Telomere verkürzen sich. Verlängern können wir sie, indem wir unsere Gedanken bewusster wahrnehmen und so eine Resilienz gegen Stress begünstigende Denkmuster aufbauen.
Zynismus und Feindseligkeit
“Der Kunde vor mir hat sich absichtlich vor gedrängelt, um mich zu ärgern.” So würde ein feindseliger, zynischer Mensch eine Schlange an der Supermarktkasse wahrnehmen. Ein hohes Maß an Zynismus und Feindseligkeit, definiert durch starke Wut und der Überzeugung, dass man anderen Menschen nicht trauen kann. Menschen mit diesen Attributen bekommen nicht nur häufiger Herz-Kreislauf und Stoffwechselkrankheiten, sie haben laut einer Studie auch deutlich kürzere Telomere, als Menschen, die nicht zynisch und feindselig denken. Die Teilnehmer dieser Studie reagierten ungesund auf Stress. Idealerweise reagiert der Körper mit einem Anstieg von Cortisol und Blutdruck, gefolgt von einer schnellen Rückkehr auf normale Levels. Die Studienteilnehmer dagegen reagierten mit diastolischem Bluthochdruck und abgestumpften Cortisol-Werten. Ein Zeichen dafür, dass die Stressreaktionen des Körpers wegen Überbeanspruchung nicht mehr richtig funktionieren. Anstatt wieder auf ein normales Level zu sinken, blieben die Werte noch lang nach den auslösenden Stresssituationen deutlich erhöht. Der Stress bleibt also im Körper und legt sich auf Zellbasis nieder.
Pessimismus
Pessimismus ist das zweite Denkmuster, das nachweislich negative Auswirkungen auf unsere Telomere hat. Als das Forschungsteam der Autorinnen eine Studie über den Zusammenhang zwischen Pessimismus und Telomer-Länge machte, fand man heraus, dass pessimistische Menschen die kürzeren Telomere hatten. Dieses Ergebnis deckt sich mit der Beobachtung, dass bei Pessimisten, die an Krebs oder Herzleiden erkrankt sind, die Krankheiten nachweislich schneller voranschreiten.
Grübeln und Probleme wälzen
Der Akt Probleme immer und immer wieder durch zuspielen und zu grübeln ist ein weiteres destruktives Denkmuster. Aber wie kann man eine Grübelei von einer harmlosen Selbstreflektion unterscheiden? Selbstkritische Reflektionen sind eine natürliche, introspektive Analyse eines Problems oder einer Situation, die uns zu schaffen macht. Unser Kopf arbeitet an einer Lösung. Wie kann man dem Problem in Zukunft vorbeugen. Vielleicht fühlt man sich etwas unwohl beim Auseinandersetzen mit unbequemen Erkenntnissen oder Gedanken, aber dieses Gefühl bewegt sich in einem gesunden, temporären Rahmen. Schließen wir die Reflektion ab, vergeht das Gefühl und die kritischen Gedanken verschwinden. Grübelei dagegen fühlt sich schrecklich an. Trotz ständigem wiederkäuen der Probleme, führt es einfach zu keiner Lösung. Nur zu noch mehr grübeln. Dabei steht unser Körper permanent unter Stress. Und das noch lange nachdem der eigentliche Stressauslöser längst verflogen ist. Der Körper reagiert mit der klassischen Reaktion: Dauerhaft erhöhter Blutdruck, erhöhter Puls und sehr hohe Cortisol-Werte. Aber damit nicht genug. Der Vagusnerv, der normalerweise dabei hilft deinen Körper zu beruhigen und dein Herz und Verdauungssystem zu stabilisieren, stellt seine Tätigkeit bis lange nach dem Stressauslöser ein. In einer Studie wurden die täglichen Stress-Reaktionen von gesunden Frauen gemessen, die sich vorrangig um ihre Familie kümmern. Je mehr die Frauen nach einem stressigen Ereignis grübelten, desto geringer war der Telomerase-Anteil in den Zellen. Dieser wiederum hilft den Telomeren sich zu erneuern. Kurz gesagt: Grübeln schadet der Zellerneuerung und führt dauerhaft zu Depressionen und Angstzuständen.
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‘Die Entschlüsselung des Alterns: Der Telomer-Effekt’ von Prof. Dr. Elizabeth Blackburn und Prof. Dr. Elissa Epel, veröffentlicht im März 2017 im Mosaik Verlag.
Elisabeth Blackburn erhielt 2009 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin und ist weitreichend für ihre Forschungen im Bereich Telomere und Telomerese bekannt. Elissa Epel beschäftigt sich ebenfalls mit Telomeren und dem Prozess des gesunden Alterns. Sie ist Professorin an der University of California in San Francisco.
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Iris Apfel ist nicht nur Mode-Ikone wider Willen, sondern auch eine US-Amerikanische Geschäftsfrau und Innenarchitektin. Dank ihrer bunten, exzentrischen Looks ist Apfel ein Social Media Star, war kürzlich auf dem Cover der Vogue und wurde zur Mode-Ikone.
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