“Give a girl the right shoes, and she can conquer the world.”
Dieses Zitat kennt man von Marilyn Monroe. Auch Bette Middler soll es gesagt haben.
PlusPerfekt sprach mit einer inspirierenden Frau, die dieses Zitat garantiert unterschreiben würde. Sie hat drei Schuhregale mit insgesamt 143 Paar Schuhen. Doch eigentlich sind Worte ihre große Leidenschaft. Katja Schleicher ist KeyNote-Speakerin und Kommunikations-Trainerin. Sie ist Expertin für den perfekten Auf-Tritt und weiß warum Schuhe Kopfsache sind, wie Stehen und Gehen unser Denken und Tun beeinflusst.
Katja Schleicher trägt zum Interview den Cinega von Jeffrey Campbell, das sind Ankle Boots aus altrosafarbenem Samt mit einem fünf Zentimeter Blockabsatz. Sie muss heute noch reisen und diese Schuhe sind für sie gleichermaßen business- und Airport-fähig. Im Gepäck hat sie zudem sieben Zentimeter hohe grüne Pumps aus durchbrochenem Leder von Kaviar Gauche. Und neonfarbene Running-Schuhe.
Schuhe trägt man an den Füßen. Sie sagen Schuhe sind Kopfsache. Warum?
Katja Schleicher:
Das fängt damit an, dass die wichtigsten Nervenbahnen und Meridiane in der Fußsohle beginnen und bis in den Kopf gehen. Außerdem sind Schuhe das einzige Kleidungsstück, das wir als Träger zu jeder Zeit komplett sehen können. Entscheiden wir uns für den Richtigen, stärkt er das Selbst-Vertrauen ungemein. Weil wir selber sehen können, wie toll wir aussehen und uns nicht nur auf das Urteil anderer verlassen müssen. Das kippt natürlich ins Gegenteil, wenn der Schuh billig aussieht, nicht zum Outfit passt etc.
Schuhe unterstützen uns dabei, mobil und flexibel zu sein. Ein Schuh, der drückt oder der ein billiger Kompromiss-Kauf war, wird dafür sorgen, dass wir lieber und länger sitzen bleiben. Das ist in doppelter Hinsicht schlecht: für den Stoffwechsel und die eigene Sichtbarkeit. Jede Entscheidung wird damit kleiner. Schuhe sorgen für richtigen Stand und schnelle Bewegung. Die Basis dafür, dass wir unsere im Kopf geschmiedeten Pläne umsetzen und unsere Ziele erreichen können.
Ist das frauenspezifisch oder geht es Männern ähnlich?
Katja Schleicher:
Frauen haben so viel mehr Wahl bei Kleidung und natürlich bei Schuhen. Die Ausdrucks-Möglichkeiten sind breit gefächert. Damit aber auch die Verpflichtung, sich für ein Modell für einen bestimmten Anlass zu entscheiden. Die geringere Varianz macht es Männern ein bisschen leichter. Dafür können Frauen mit dem richtigen Schuh richtig punkten.
High Heels sind schön anzusehen, aber meist unbequem. Lässt sich in unbequemen Schuhen die Welt erobern?
Katja Schleicher:
Die Welt lässt sich mit dem richtigen Maß an geistiger und körperlicher Spannung sowie der richtigen Aufmerksamkeit erobern. Unbequem kommt frau nicht weit. Aber auch in Haus-Latschen nicht, die puschelig und bequem sind. Die machen uns faul. Der richtige Schuh für die tägliche Welteroberung ist der der, der Transportmittel und Blickfang zugleich ist.
Richtig ist: High Heels sind nie so bequem wie Sneakers. Nur zwischen gemütlich und Aua-Fuß besteht eine riesige Bandbreite. Wichtiger Welteroberungs-Punkt: Wechseln. Wechseln. Wechseln. Kein Schuh sollte länger als sechs Stunden am Fuß sein. Sonst werden immer dieselben Muskeln und Sehnen in Fuß, Wade und Oberschenkel beansprucht. Diese Routine lässt sich mit mindestens einem Paar Ersatzschuhe in Reichweite vermeiden.
Am besten auch die Absatzhöhe wechseln. Von 3 auf 5 cm oder umgekehrt macht schon einen Riesen-Unterschied. Aber auch unterschiedliche Fersen- und Zehenkappen oder der Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Schuhen geben dem Fuß Entfaltungsmöglichkeiten.
Kleiner Tipp: Vor allem bei Pfennigabsätzen sparen die Hersteller oft am Material. Da wird oft so hässliche beigefarbene Plastikpampe verwendet. Damit kommt man keinen Meter weit. Diese lieber beim Schuhmacher ihres Vertrauens gegen einen etwas dickeren Absatz aus Hartgummi austauschen lassen. Läuft sich auf einmal wie auf Wolken …
Wir treffen Entscheidungen (in der Regel) mit dem Kopf. Hin und wieder auch aus dem Bauch heraus. Beeinflusst Schuhwerk unsere Entscheidungen? Sollten wir bei schweren Entscheidungen bequeme Schuhe tragen?
Katja Schleicher:
Wenn ich mich statt eine wichtige Entscheidung zu treffen mit einem Schmerzsignal meines Körpers auseinander setzen muss, hindert das jede Entscheidung. Weil dieser Schmerz das Bauch-Gefühl „stumm” schaltet und der Körpers mit Anti-Schmerz-Strategien beschäftigt ist. Das gilt übrigens für Kopfschmerzen wie für Blasen an den Füßen. Deshalb ist das Passen des Schuhs an ihrem Fuß das wichtigste Kriterium. Egal, ob flach oder 9 cm.
Ich bin mir sicher, dass auf High Heels eher Entscheidungen getroffen werden, die großmütiger sind, freigiebiger, stolzer. Erhobenen Hauptes schreitend den Raum verlassen macht einen großen Unterschied zu “davonlaufen”. High Heels vermitteln eher das Gefühl von Hochstatus (dem immer Raum und Zeit gehören). Flache Leisetreter haben wiederum andere Vorteile … Jeder, der mal ein Event auf Hacken organisiert hat und ständig hin und her flitzen musste, weiß, wovon ich rede …
High Heels sind natürliche Entschleuniger … Man rennt nicht mehr los, um den Bus zu kriegen (wie auch?), sondern schreitet gelassen weiter, während man per App checkt, wann der nächste kommt.
Sind die Absätze höher als 9 cm und der Schuh nur mittelmäßig designt und produziert, ist die obere Kante der Fersenkappe oft zu weit nach vorn geneigt. Die Folge: man hat zwar erhobenen Stand, das Gewicht liegt aber zu weit vorn auf dem Ballen. Frau erweckt dann Eindruck, zwar zu wollen, aber nicht zu können. Vor allem in der Körperhaltung und beim Laufen sendet das ein verkehrtes Signal. Also, bei Absätzen höher als 9 cm beim Kauf unbedingt darauf achten, dass der Fuß das Gewicht gleichmäßig trägt. Das verringert auch das Risiko von Blasen und Druckstellen.
Wenn es fix gehen muss, ist Wendigkeit gefragt, sind flache(re) Schuhe sicher eine gute Wahl. Auf Heels kommen Sie sprichwörtlich gemäßigten Schrittes zu einer Entscheidung. Davonlaufen geht schlechter. Zumindest ist es das, was unser Hirn abspeichert. Ein weiterer Grund, warum Schuhe Kopfsache sind. Auch die Dicke und Stabilität der Sohle spielen eine Rolle. Ballerina-Schläppchen mit ihrer ganz dünnen Sohle vermitteln immer etwas unruhiges, flüchtiges. Es kann also sein, dass Ihre Entscheidung auf weniger Vertrauen stößt. Es kann durchaus sinnvoll sein, in Bikerboots auf zu laufen, wenn Sie echt nichts aus den Schuhen hauen soll. Trippelschrittchen sind da gar nicht möglich.
„Damit das Herz dem Kopf die richtigen Worte in den Mund legt“
Katja Schleicher leitet IMPACT! Communication Coaching, ein pan-europäisch ausgerichtetes Trainings-Büro mit Schwerpunkt Kommunikations-Coaching, Public Speaking Training & Business Storytelling.
Worte, was sie bedeuten und wie sie “ankommen” beim Publikum, sind ihre Leidenschaft und Geschäftsmodell. In dieser Reihenfolge. Darum hat sie Reden und Schreiben studiert. Nach 20 Jahren in Marketing, Werbung, TV und Unternehmens-Kommunikation für High-Tech-Unternehmen ist sie seit über einem Jahrzehnt mit ihren Programmen zu den (interkulturellen) kommunikativen Untiefen und Missverständnissen auf den Bühnen Europas unterwegs.
Ihre Vortragsthemen
Der perfekte Auftritt: Warum Schuhe Kopfsache sind
Männer- und Frauen-Sprache: wie sich die Geschlechter liebevoll durch Sprache nähern (können)
Mit starken Geschichten Menschen gewinnen: Warum Storytelling für Unternehmen den Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren macht.
Being Miss Understanding – interkulturelle Kommunikation als Schlüssel zu Diversität und Inklusion
Last but not least
Katja Schleicher designt Schuhe. Ihre momentane Lieblingsdesignerin ist die Amerikanerin Sarah Flint.
Ein Leseliebling der PlusPerfekt-Redaktion – Erstveröffentlichung Januar 2020.